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Roland |
erstellt am 01-08-2009 um 10:33 Uhr
Hallo,
über meine Website bekam ich folgende Episode geschildert - von einem
westdeutschen Kollegen. Kennt jemand die genaueren Umstände, bzw. kann
das von euch jemand bestätigen? Ich bin leider nie Typ-IV gefahren, bin
zu spät zur Seefahrt gekommen...
Zitat Beginn:
"Frühjahr 1976 auf Seereede vor Shanghai.
Wir liegen seit Tagen oder Wochen am Anker. Dann registrieren wir die
Ankunft des DDR- Frachters "Freundschaft" und Tage später des
Schwesterschiffes "Frieden". Der Ankommende hatte Ersatzteile für
den bereits auf Reede Liegenden an Bord, die mit einer kleinen Barkasse
abgeholt werden sollten. Man wollte wohl Zoll- und Behördenprobleme bei
einer Ersatzteilübergabe im Hafen vermeiden Wir beobachteten das ganze
Manöver von der Brücke durch Ferngläser und hörten ihren Sprechfunk.
Es wurde dunkel und das Wetter schlechter. Der Kapitän ermahnte seine
Leute, mit dem nicht seetüchtigen Motorboot (kein Rettungsboot!!) und den
Ersatzteilen zurückzukommen. Dann nahm die Tragödie ihren Lauf. Das Boot
ging längsseits und sollte mit Leuten und offenkundig schweren
Ersatzteilen an Bord genommen werden. Angeschlagen vorn und achtern, wurde
es gehievt und brach plötzlich auf halber Höhe in der Mitte, wo die
Ersatzteile lagerten, durch. Die Leute rauschten in die Tiefe (2 oder 3
Mann). Ein oder zwei Matrosen konnten sich achtern an der Bordwand an
schnell geworfenen Tampen festhalten und gerettet werden. Der Chief trieb
bei mindestens 3 Knoten Strömung seewärts achteraus (Wassertemperatur höchstens
8°). Sie ließen sofort ein Rettungsboot (Ruckswilli) zu Wasser, das
jedoch bei der Strömung chancenlos war. Wir hatten sofort unser bestes
Motorrettungsboot klar gemacht und boten über Sprechfunk Hilfe an, die
jedoch abgelehnt wurde. Der Ruckswilli mit mindestens 10 Leuten (oder wie
viel sind für solch ein Gerät erforderlich?) war schnell abgetrieben und
seewärts in der Dunkelheit verschwunden. Nach etlicher Zeit wurde der
Schiffsleitung offensichtlich klar, dass diese Leute auch noch verloren zu
gehen drohten, und wir wurden nun endlich doch um Hilfe gebeten. Die
Bemannung war längst fest gelegt und stand bereit. Unser Boot hatte schon
vorbereitet in den Davits gehangen und rauschte nur noch runter ins
Wasser. An eine gezielte Suche nach dem Chief war nicht mehr zu denken.
Wir hatten genug damit zu tun, den Ruckswilli weit entfernt seewärts in
der Dunkelheit zu finden und auf den Haken zu nehmen. Nach ca. 1.5 Std.
lieferte unser Boot ihn dann beim Mutterschiff ab und kam zurück. Das
Boot hing noch nicht fest in den Davits, als der Einzylinder-Hatz ein
letztes Röcheln von sich gab und "starb". Dieser schwere Anhang
gegen die mörderische Strömung des Jangse war zuviel für ihn gewesen.
Obwohl gerade überholt, war er wieder zum Zerlegen fällig. Der Chief
blieb vermisst. War für mich schon ein beklemmendes, deprimierendes Gefühl,
hilflos im Fernglas das Verunglücken eines direkten Kollegen mit ansehen
zu müssen. Den Kapitän haben wir später an Land im Seemannsheim
getroffen. Er hatte schon einen neuen Ltd. Ing. aus Deutschland bekommen
und war fertig mit den Nerven. Der verunglückte Chief war ein persönlicher
Freund von ihm gewesen; ihre Familien kamen zu Haus auch privat zusammen.
Es erwartete ihn ein Strafverfahren vor dem Seegerichtshof (die DDR hatte
damals solch eine Einrichtung) und er war sich sicher, nach Heimkehr
sofort in den Knast zu wandern. Er erzählte uns auch, dass das verunglückte
Motorboot ursprünglich für die DDR-Binnengewässer in der Umgebung von
Berlin konzipiert gewesen sei und er die Reederei immer wieder auf die
Erfordernis von seegängigen Motorrettungsbooten an Bord hingewiesen habe.
Warum er unsere Soforthilfe abgelehnt hatte, blieb unausgesprochen. Es war
ja sowieso nicht mehr zu ändern.
So war ich Zeitzeuge und Beteiligter einer traurigen Episode damaliger
deutsch-deutscher Befindlichkeit. Anmerkung: Es kann sein, dass die beiden
Schiffsnamen in der Schilderung verwechselt sind (nach so langer Zeit und
bei identischen Schwesterschiffen).
Heizer"
Zitat Ende |
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Webmaster |
erstellt am 22-08-2009 um 23:32 Uhr
Moin moin, mit
etwas Verspätung, aber ich will noch bekanntgeben, dass uns das von
Roland am 01.08. zugeschickte Vorkommnis auf der FREUNDSCHAFT kurz darauf
bestätigt wurde. Viele Grüße! Andreas |
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