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www.seeleute-rostock.de/content/moreships/9-Passengers/9b-GTMS/PsFritzHeckert.htm |
| SlR.m9b [S3.F4] |
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Passagierschiff 1961
GTMS "Fritz Heckert"
Reeder & Manager: DSR Rostock | Heimathafen: Rostock
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Urlauberschiff FRITZ HECKERT, ein Kapitänsbild von Olaf Rahardt,
Gouache 50x60 cm
Sammlung: Deutsches Schifffahrtsmuseum
Bremerhaven, www.dsm.museum
Bilddatei: Marinemaler Olaf Rahardt, Rudolstadt in Thüringen
www.marinemaler-olaf-rahardt.de
Herzlichen Dank an Olaf Rahardt für sein Bild auf unserer Webseite! |
Der zusätzliche Bau dieses FDGB-Urlauberschiffs
wurde von Werftarbeitern der MTW Wismar im Juli 1958 in Berlin
initiiert. Das Schiff konnte dann zum überwiegenden Teil durch
freiwillige Arbeitsleistungen sowie aus Sach- und Geldspenden der
DDR-Bevölkerung finanziert werden. Am 1.10.1958 begann die technische
Planung, am 30.4.1959 erfolgte der Baubeginn, am 28.11.1959 die
Kiellegung auf der Helling der MTW (Typ "77 Seefa 400",
Rufname "Bettelstudent") und am 25.6.1960 der Stapellauf mit
der Taufe auf den Namen "Fritz Heckert", einem deutschen,
links ausgerichteten Politiker (* 1884; † 1936). Am 1. Mai 1961
erfolgte die offizielle und feierliche Übernahme durch die DSR und der
Beginn der Jungfernfahrt. (2)-(4)
Siehe dazu auch "Das ganze Land baut ein
Urlauberschiff" von Alfred Dudßus, Chefkonstrukteur MTW. (6)
Das Schiff war anfangs Eigentum des FDGB (Freier Deutscher
Gewerkschaftsbund) und wurde durch die DSR bereedert. Es diente der Beförderung
von Passagieren im Feriendienst des FDGB im Bereich der Großen Fahrt.
Die Ausrüstung des Schiffs erlaubte den Einsatz in gemäßigten und in
tropischen Gewässern. (1)
Zunächst führte das Schiff das FDGB-Logo an den Abgaspfosten. Doch am
1.1.1964 wurde auch dieses Urlauberschiff komplett dem VEB Deutsche
Seereederei Rostock (DSR) übergeben, und deren Farben wurden am
Schornstein angebracht. (4) |
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Grafik: Schiffstypenkatalog DSR Rostock, 1965 |
Sammlung: R. Schneider, Harzgerode | Repro: (w) |
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Technische Daten: |
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Registriernummer |
IMO 5121835 |
Schiffstyp |
Passagierschiff |
Bauwerft |
VEB Mathias-Thesen-Werft, Wismar |
Baunummer |
191 |
Baujahr |
1959 |
Indienststellung |
15.04.1961 |
Rufzeichen DSR -1980 / + |
DAYO / - |
DSRK-Klasse |
A I "Eis", "mit
Freibord", Fahrgastschiff (unsinkbar) |
Passagiere / Besatzung |
379 / 190 Personen |
Länge über alles |
141,17 m |
Länge zwischen den Loten |
125,00 m |
Breite auf Mittelspant |
17,60 m |
Seitenhöhe bis Hauptdeck |
8,30 m
("Freiborddeck") |
Seitenhöhe bis Oberdeck |
10,70 m |
Tiefgang beladen |
5,57 m |
Dienstgeschwindigkeit |
19 kn (max)
14 kn (ohne Turbinen) |
Fahrtbereich |
8.160 sm |
Verdrängung |
7.130,9 t |
Gewicht, leer & betriebsklar |
5.208 t |
Tragfähigkeit |
1.923 tdw |
Ladefähigkeit |
- |
Vermessung |
8.115 BRT | 3.654 NRT |
Hauptmaschine |
- Zwei einfachwirkende, direkt umsteuerbare
8-Zylinder-2-Takt-Dieselmotoren in Tauchkolbenbauart mit Spülluftkreiselgebläse
- Zwei Gasturbinen mit eingebautem Rückwärtsteil
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Motorentyp / Hersteller |
8NZD72 / DMR |
Motorenleistung |
2x 1.690 kW (2x 2.300 PS) |
Motorendrehzahl |
221 U/min |
Turbinenentyp / Hersteller |
Gasturbine / TuD |
Turbinenleistung |
2x 2.073 kW (2x 2.820 PS) (Nennleistung)
2x 883 kW (2x 1.200 PS) (Rückwärtsstufe) |
Turbinendrehzahl |
5.500 U/min bei Nennleistung
3.500 U/min (Rückwärtsstufe) |
Gaserzeugertyp / Hersteller |
6x Freikolbengaserzeuger GS-34 / Demag AG |
Adiabatische Gasleistung |
je 920 kW (1.250 PS) Nenn
je 772 kW (1.050 PS) Dauer |
Gaszustand am Ausgang |
Q=3,72 kg/sec | P=4,20 atm | T=460 °C |
Getriebe |
2x zweistufiges Zahnradgetriebe mit 2
angebauten Törnvorrichtungen, Drucklager sowie Strömungskupplung für
Turbine |
Antriebsleistung |
je ca. 3.650 kW (ca. 5.000 PS) |
Antriebsdrehzahl |
je 217 U/min |
Kupplung |
2x elektromagnetische Kupplung JK8000-L4
mit Eigenbelüftung, eeingebaut zwischen Dieselmotor und Getriebe |
Kupplungsdrehzahl |
je 221/217 U/min |
Kraftübertragung |
Über Schraubenwellen von den Getrieben
direkt an die Propeller |
Propeller |
Zwei dreiflügelige Festpropeller aus
GSoMS 57
D = 3,38 m; H = 3,245 m; G = ... kg |
Ruderanlage |
Ein Halbbalanceruder mit 12 m²
Ruderfläche und elektrohydraulischer (?) Rudermaschine |
Stromerzeugung |
4x SKL 8NVD36A; 560 PS/370 kW
1x Roßlau 6KDV18; 160 PS/ 105 kW |
Bordnetz |
220 V Gleichstrom |
Dampferzeugung |
Zwei Abgas- und ein Hilfskessel |
Umschlageinrichtungen für
Proviant und Ausrüstung |
1x klappbarer Ladepfosten mit
1x 1-t-Ladebaum und
1x 0,5-t-Ladewinde mit Pressluftantrieb
1x 1-t-Bordwippkran |
Außerdienststellung DSR |
09.03.1971 |
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GTMS "Fritz Heckert" vor Warnemünde
Foto-Schäfer, Warnemünde | Archiv: SSM,
Rostock |
Sammlung: Unsere
DSR-Seefahrt | Repro:
(w) |
Das Doppelschrauben-Gasturbinen-Motorschiff war ein
Passagierschiff mit mittschiffs liegender Maschine und zwei
nebeneinander stehenden Abgaspfosten, mit langem Mittschiffsaufbau auf
vom Bug bis zum Heck durchreichendem Oberdeck ohne Back- und Poopdeck.
Das Schiff besaß keine Laderäume. Die Unterteilung des Schiffskörpers
erfolgte durch 11 Querschotten in 12 Abteilungen: Vorpiek,
Spantbereiche 145-162, 124-145 und 104-124, Hilfsmaschinenraum,
Hauptmaschinenraum, Gaserzeugerraum, Spantbereiche 43-59, 23-43 und
10-23, Achterpiek und Spantbereich 1-9,5.
Der Stahlschiffskörper war nach dem Querspantensystem voll geschweißt
ausgeführt. Genietet waren lediglich die obere Naht des Kimmgangs
mittschiffs und der Stringerwinkel auf dem Oberdeck.
Für die Besatzung waren 93 Ein- bis Vier-Mann-Kammern zur
Unterbringung sowie entsprechende Gemeinschaftsräume mit insgesamt 140
Plätzen vorhanden. Die Passagiere fanden Unterkunft in 162 Zwei-,
Drei- und Vier-Mann-Kabinen, die teils als Außen- und teils als
Innenkabinen ausgeführt waren. Den Passagieren standen auf den
Seereisen folgende Einrichtungen zur Verfügung:
- ausgedehnte Promenadenflächen mit diversen Sonnenplätzen
- 1 Sportplatz mit Bar auf dem Brückendeck
- 1 Veranda-Café für 128 Personen auf dem vorderen Bootsdeck
- 1 Tanz-Salon mit Musikpodium, Tanzfläche und Bar auf dem Oberdeck
(240 m²)
- 1 Empfangshalle (100 m²)
- 1 Café mit Sesselbar
- 1 Speisesaal für 200 Personen (je Mahlzeit zwei Durchgänge),
auch als Kino nutzbar
Fundstücke 2016! Speisenkarte
- Getränkekarte
- Weinkarte
- 1 Skatraum und 1 Schachraum
- 1 Seewasserschwimmbad achtern auf dem Oberdeck
- 1 Lese- und Schreibraum auf dem Hauptdeck (1. Deck)
- 1 Ladenstraße
- 1 gekacheltes Hallenschwimmbad mit Duschen und Massageraum auf dem
4. Deck
- 1 Herren- und 1 Damenfrisiersalon
- 1 Hospital mit Behandlungsräumen
Die Ausgestaltung sämtlicher Räume wurde nach den damals
modernsten innenarchitektonischen Erkenntnissen ausgeführt. Zum
Beheizungs- und Ventilationssystem sind keine Angaben überliefert. Für
die Fahrt in die Tropen war eine Klimaanlage vorhanden. Der Brandbekämpfung
dienten die damals üblichen Standardanlagen (Wasser, Dampf und
Schaum). An Rettungsmitteln waren 6x 80-Personen- und 1x
60-Personen-Handpropeller-Rettungsboote, 1x Motorrettungsboot für 49
Personen sowie 10x Rettungsflöße für je 14 Personen vorhanden.
Ein Arbeitsboot wurde mitgeführt.
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GTMS "Fritz Heckert" auf See
Foto: Joachim Meitzner, Rostock | Archiv: SSM,
Rostock | Repro:
(w) |
Besonderheiten:
- Die "Fritz Heckert" sollte den Anfang stellen für eine
"Ferienflotte der Gewerkschaft". Doch die veränderte Lage
nach dem Mauerbau und Geldmangel beendeten diese Ideen.
- Das Schiff war in damaligen Mobilmachungsplänen nicht enthalten,
nicht einmal als Lazarettschiff.
- Am 1.5.1961 begann anlässlich der Maifeierlichkeiten gegen 17.00
Uhr die Jungfernfahrt mit verdienten Leuten der Solidaritätsaktion
zum Bau dieses Schiffes als Passagiere mit den Zielhäfen Helsinki -
Leningrad - Riga.
- Es stellte sich in Folge des 13. August 1961 heraus, dass die
Proviant-, Trinkwasser- und Bunkerkapazitäten sowohl für 21-tägige
Kurreisen nur auf See als auch für Kubareisen zu klein bemessen
waren.
- Nach 13 Reisen in 1961/Anfang 1962 und dem Werftaufenthalt für
Garantiereparaturen Februar/März 1962 lief das Schiff bei der
Probefahrt über 18 Knoten - Nachweis der Funktionstüchtigkeit der
Gasturbinen.
- Dahingegen waren die weiteren Reisepläne auf der Ostsee so großzügig
bemessen, dass die Gasturbinen nicht zum Einsatz zu kommen brauchten,
weil eine Reisegeschwindigkeit von 12 Knoten zur Einhaltung der
Hafentermine völlig ausreichte.
- Manche Reisen mit der "Heckert" wurden ebenfalls zu
"Republikfluchten" ausgenutzt. Sogar in Leningrad kam so
etwas einmal vor.
- Unter Berücksichtigung der längeren Umsteuerzeiten der Turbinen
sowie der seitlichen Windlastigkeit des Schiffs ließ es sich
durchaus elegant manövrieren und ohne "Bums" anlegen.
- Nicht nur auf der Reise 13/63 ins Schwarze Meer wurden lt.
Schiffstagebuch zeitweilig über 20 kn erreicht. Die Maschine wurde
in verschiedenen Varianten gefahren, um ein Bild von ihrer Leistungsfähigkeit
zu gewinnen, also auch von dieser der Gasturbinen.
- Damals wurden sogenannte Ferienscheckhefte "Für eine Fahrt
mit dem FDGB-Urlauberschiff TMS FRITZ HECKERT" vergeben, von
denen ein recht gut erhaltenes Exemplar vom Oktober 1963 am 14.9.2019
in Dresden wieder aufgefunden wurde (5):
Sammlung & Digitalisate:
Eckehardt Schwenzer, Dresden, 09/2019 |
- Im Schwarzen Meer wurden Rundreisen auf der Route Constanta -
Sochumi - Sotschi - Varna - Constanta zumeist als FDGB-Reisen
absolviert.
- Im Laufe ihrer Einsatzzeit kam es 1964 genau zweimal vor, dass die
"Völkerfreundschaft" und die "Fritz Heckert"
gleichzeitig an der Seebrücke von Sochumi festgemacht hatten.
- Am 26.10.1967 erfolgte eine offiziell genehmigte Eheschließung an
Bord eines Schiffes durch den Kapitän im Beisein des DDR-Fernsehens
("Mit dem Herzen dabei", gesendet am 3.11.1967, Moderation
Hans-Georg Ponesky).
- Entgegen aller Prognosen war die "Heckert" im Jahr 1969
an 241 Tagen gut verchartert und mit fahrplanmäßig verlangtem
Vortrieb als voll funktionstüchtiges GTMS unterwegs. Dennoch war
dies im Vergleich zur "Völkerfreundschaft" wiederum und
auch weniger effektiv.
- Nach einer Haushaltsauflösung 2021 kam in einem Exemplar des
Buchs (5) ein
umfangreicher Satz an Reiseunterlagen zutage. Den Tagesdaten zufolge
war das wohl im Sep. 1970 eine der letzten Reisen der "Fritz
Heckert" auf der Ostsee. Sieben Dateien als
PDF im neuen Fenster .
Begleitheft - Reisebüro
- Reiseroute - Postkarten -
Tagesprogramm - Speisenkarte - Typenblatt |
Sammlung, Fotos &
Digitalisate: Konrad Völkel, Zwickau | Bearbeitung: ABa,
Hamburg | März 2021 |
Gemeinsamer Flaggenwechsel
Havarien/Störfälle:
- Jungfernfahrt, Leningrad, Auslaufen, Grundberührung aufgrund
Ausweichens wegen eines rücksichtslosen Entgegenkommers.
Taucheruntersuchung konnte aber bis zum Heimathafen aufgeschoben
werden.
- 17.9.1962, Achterleine beim Anlegen in Schrauben geraten, ein
Stb.-Flügel eingerissen.
- 27.8.1963, Leningrad, Grundberührung aufgrund Manövers wegen
unklarer Radarbilder und ratlosem Lotsen. Keine Bechädigungen am
Schiff.
- 13.6.1967, Norwegen, nach Passieren der Haugesund-Brücke gab es
aufgrund eines echten technischen Defekts am Treibstofftagestank
einen "Black-out" - einen totalen Stromausfall. Die
Propeller drehten nicht mehr, und die Rudermaschine blockierte. Mit
eigenem Schwung trieb das Schiff noch weiter und in einem leichten
Bogen direkt auf die Felsen zu! Wegen der Wassertiefe konnten die
sofort zu Wasser gelassenen Anker natürlich nicht bremsen. Das
schnelle Anspringen der Notdiesel wurde nur wahrgenommen. Und so
rutschte das Schiff in die Felsen, glücklicherweise ohne Schaden am
Rumpf. - Nach Freischleppen mit Hilfe norwegischer Fischer und
Schlepper, Ankern vor Kopervik und einer für das Schiff positiv
verlaufenen Taucheruntersuchung bestätigte der Germanische Lloyd dem
Schiff seine Seetauglichkeit. - Zitat: In
Anbetracht dessen, dass die Grundberührung vermutlich noch mit einer
Geschwindigkeit von 9 bis 10 kn erfolgte und das bei felsigem Grund,
stellt dies der schiffbaulichen Qualität der MTW ein gutes Zeugnis
aus. Aus (4)
- 28.9.1970, auslaufend Leningrad kam es zu einer Kollision mit dem
russischen Fischereifahrzeug "Ostrow", wobei die
"Fritz Heckert" im Bereich des Hauptdecks an Backbordseite
erhebliche Beschädigungen erlitt, die während der ersten drei
Oktobertage in der Warnowwerft beseitigt wurden.
Und noch etwas Statistik:
Dienstjahre DSR |
10 |
Reisen |
198
(davon DDR FDGB 113, Reisebüro 9, Sonderreisen 13; Reisebüros
Osten 5; Reisebüros Westen 58) |
Charterer aus |
DDR, Polen, CSSR, Ungarn, Dänemark,
Schweden, Island und England |
Gesamtstrecke |
436.021 Seemeilen |
Erdumrundungen |
~ 20 |
Hafenanläufe |
729 |
Angelaufene Häfen |
67 |
Angelaufene Länder |
25 |
Beförderte Passagiere |
61.743 |
aus |
DDR, Norwegen, Finnland, Dänemark, Österreich,
Schweiz, Belgien, Frankreich, Niederlande, USA, UdSSR, Italien,
Jugoslawien, Kanada, BRD und Spanien |
Einsatztage |
2.815 |
davon |
1.626 Seetage und also
1.189 Hafen-/Reedetage |
Werfttage |
547 |
Werftanteil |
19,4 % |
|
Nach Angaben in (4) |
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Weitere Fotos: |
Abbildungen/Fotos/Sammlungen:
- DSR-Archiv, Rostock (3)
- Joachim Meitzner, Rostock / Archiv: SMR (4)
- Gert Kubitza, Frankenberg/Sa. (1)
- Horst Basedow, Schwerin (1) / Archiv: ABa
- Norbert Pilz, Kronshagen (1)
- Arne Sognnes, Bergen/Norwegen (1) |
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Zum Verbleib der "Fritz Heckert":
- Bereits im November 1967 erreichte das Schiff ein deprimierendes
Papier aus der Direktion Technik der DSR in der Art von
"technischer Zustand schlechter als dem Schiffsalter
entsprechend" mit Aufrechnungen zu erwartender Kosten gegen das
weitere Betreiben des Schiffs. 1968 wurde sogar die Forderung
erhoben, die Turbinenanlage stillzulegen.
- Zitat: Immer mehr verdichtete
sich die Erkenntnis, dass der weitere Einsatz der FRITZ HECKERT
volkswirtschaftlich nicht mehr zu verantworten ist. Aber niemand war
bereit, dafür den Schwarzen Peter zu kassieren. Aus (4), S. 193, "Das
Ende naht"
So war das damals mit diesem von der DSR nie geforderten
Schiff, das auf eine Initiative von Werftarbeitern der MTW und
nachfolgenden Aktionen der DDR-Bevölkerung hin entstand. Der FDGB
wollte das Schiff, bekam es auch und musste es später aber wegen der
fehlenden Reisefreiheit und dem hohen Unterhaltsaufkommen wieder
abgeben.
Das Reisebüro der DDR trennte sich kurzerhand auf kleinem Dienstweg
von diesem Teil seines "Außenhandelsmonopols".
Nicht die bis dahin durchaus funktionstüchtige Technik des Schiffs,
sondern deren aufwändiger Unterhalt und somit ökonomischer Betrieb
musste in Frage gestellt werden.
- Nach der Rückkehr von der am 13.10.1970 begonnenen Reise nach
Leningrad blieb das Schiff zunächst bis zum 6.11.1970 am
Passagierkai in Warnemünde liegen, um an dem Tag mit Schlepperhilfe
in den Stadthafen an den Liegeplatz 88 verholt zu werden. Einmal noch
ging es im Dezember 1970 in die Werft und im Januar wieder zurück in
den Stadthafen Rostock, bevor die amtliche Stilllegung mit Wirkung
des 1.1.1971 bekannt wurde.
- Hier nun wurde das Schiff von der Betriebsberufsschule der DSR zunächst
als Wohnheim für Lehrlinge und Studenten sowie als Ausbildungsstätte
genutzt.
- Am 6.7.1971 wurde das Schiff in den Werfthafen der MTW Wismar
verholt und war so aus dem Blickfeld von Neugierigen genommen worden.
Über Arbeiten am Schiff ist nichts bekannt.
- Wohl am 30.6.1972 wurde das Schiff nach Stralsund geschleppt, wo
es dann fast zwei Jahrzehnte lang zum Stadtbild gehörte, zunächst
als Wohnschiff für junge Arbeiter der Volkswerft.
- 1978 überlegte man, das Schiff nach Äthiopien zu verbringen, um
es dort als Wohnschiff für Entwicklungshelfer einzusetzen. Dies kam
nicht zur Umsetzung.
- Ab 1982 wurden Bauarbeiter des Fährhafens Mukran auf dem Schiff
untergebracht.
- Ab 1986 wurden Bauarbeiter des KKW Greifswald auf dem Schiff
untergebracht.
- Anfang 1991 wurde das Schiff für 1 Mio DM verkauft und in
Szczecin zur Verschleppung in den Persischen Golf vorbereitet. Es
diente dann in Dubai unter dem Namen "Gulf Fantasy"
wiederum als Wohnschiff.
- Am 4.3.1999 traf das Schiff in Indien zum Abbruch ein.
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Von Erlebnissen an Bord:
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Das Schiff als Nach- bzw. Abbildung:
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Grafik: Leineneinband-Prägung "Jahrbuch der Schiffahrt 1961"
(6) |
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Quellen: |
(1)
DSR-Schiffstypenkataloge, DSR, Rostock, 1963 und 1965
(2) "DSR - Deutsche Seereederei Rostock", Götz/Wenzel,
Koehler Hamburg, 2004
(3) "Deutsche Reedereien - B. 23 - DSR", Verlag G. U.
Detlefsen, Bad Segeberg, 2004
(4) "Vom Urlauberschiff zum Luxusliner", Gerd Peters,
Koehler Hamburg, 2005
(5) FDGB-Ferienscheck von Eckehardt Schwenzer in Dresden
aufgefunden, 2019
(6) "Jahrbuch der Schiffahrt 1961", TRANSPRESS Verlag für
Verkehrswesen Berlin |
Grafiken: |
Oben bzw. bei den
jeweiligen Abbildungen angegeben |
Fotos: |
Oben bzw. bei den
jeweiligen Fotos angegeben
Fotoshow mit Shadowbox, © 2007-2010 M.J.I. Jackson |
Webseite: |
Für Schiffe (der
DSR 1952 - 1990) - (w) ABa, Hamburg |
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Großen Dank allen
Beteiligten für die freundliche Unterstützung! |
Wir nehmen eure
Begebenheiten und Fotos immer gerne entgegen! |
GTMS "Fritz Heckert": Seeleute Rostock e.V., Mai 2011, 2013 |
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21.10.2022 |
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