| SlR.my.605 [S3.F4]  

Schiffspositionspeilung (1)

Eigenpeilung der Schiffsposition mit dem Goniometer
Stand der beschriebenen Technik (DSR): Neu von 1957 bis 1961, in Betrieb bis 1980
Stand der abgebildeten Technik (in Rostock): Aktuell ausgestellt
 
Liebe Leserin, lieber Leser, falls du schon einmal eine Fernsehantenne zum Sender oder zum Satelliten ausgerichtet hast, dann stehst du bereits voll im Stoff. Denn so ähnlich funktioniert auch die Funkpeilung auf einem Schiff.

Die Empfangssignale der Peilantenne, zwei um 90 Grad gekreuzt angeordnete Dipole oder Antennendrähte, werden einem Gerät, einem Goniometer, zugeleitet. Dieses Goniometer befindet sich im Kartenraum der Kommandobrücke. Es ähnelt einem Funkempfänger. Ins Auge fallen die großen 360-Grad-Scalen mit Zeiger, Markierungen und mittigen Drehknöpfen sowie die Kopfhörerbuchsen. Ein solches Goniometer ist zu bestaunen auf dem "Traditionsschiff Typ Frieden" in Rostock (vgl. "Tradi").
 
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Goniometer-Funkpeiler FGS 330 vom VEB Funkwerk Köpenick
(Klicke auf das Bild zum Vergrößern. Große Ansicht lässt sich schieben.)
 
Die Empfangsfeldstärke der zwei gekreuzt angeordneten Antennen ist je nach Einfallsrichtung des Senders unterschiedlich. Diese Eigenart wird zum Peilen genutzt. Ein Goniometer kann diese Unterschiede der Empfangssignalstärke auswerten und damit den Standort des Senders finden. Und davon abgeleitet die eigene Position.

Ein Wort zum Sender. Es handelt sich dabei um ein Funkfeuer. Diese Funkfeuer senden eine Kennung in Form von Morsezeichen. Vergleichbar mit den Blinksignalen eines Leuchtturmes.

Im Inneren des Goniometers befinden sich zwei Spulen. Diese Spulen erzeugen je ein Magnetfeld entsprechend der Empfangsfeldstärke der Antennen an Deck. Der von Hand betätigte Bedienknopf am Goniometer dreht im Gerät eine Suchspule. Diese Suchspule bewegt sich innerhalb der Magnetfelder der Antennenspulen. Feinfühlig kann damit das Maximum-Minimum der Einstrahlung des Senders auf die Antennen an Deck ermittelt werden. Die Feinabstimmung auf das Minimum wird nach Gehör mittels Kopfhörer gemacht.

Bleibt noch zu sagen: Der ermittelte Wert, also der Winkel des Senders bezogen auf das Schiff, wird vom Nautiker zur Ortsbestimmung des Schiffes genutzt und in die Karte eingetragen.

slr-st-605-rb02-089-09.jpgDem aufmerksamen Leser ist sicherlich aufgefallen, dass die Signale, welche die Rahmenantenne empfängt, sowohl von rechts als auch von links kommen könnten. Wo steht denn nun der Sender, rechts oder links? In Küstennähe wird man sich unschwer für die richtige Seite entscheiden, man weiß ja ungefähr, wo man steht. Anders verhält es sich, wenn eine unbekannte Sendequelle, vielleicht ein fremdes Schiff in Seenot, angepeilt werden soll.

Siehe Foto vom vereisten Peilrahmen (vgl. Typ-IX, Winter in Murmansk), da ist noch eine weitere Antenne integriert, eine Stabantenne, die man "Hilfsantenne" nennt. Diese Antenne empfängt richtungsunabhängig, sie empfängt also rundherum. Aufgrund der unterschiedlichen Antennengestaltung (Stab - Dipol) haben die Empfangssignale zueinander eine Phasenverschiebung. Überlagert man nun das "Peilsignal" mit dem "Hilfssignal", kann das Goniometer eine Rechts-/Links-Entscheidung vornehmen.

Dass ich hier von "rechts und links" spreche und die Begriffe "Steuerbord und Backbord" meide, halte ich für diese technische Darlegung für günstiger. Logo wird der Seemann bei der Ortsbestimmung seines Schiffes von Steuer- und Backbord sprechen - und nicht von rechts oder links.

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Text: Rolf Beckert, Chemnitz
Fotos: Rolf Beckert, Chemnitz (Goniometer *, Antenne) /
* Präsentation mit Shadowbox, © 2007-2010 M.J.I. Jackson;
Prüfung: Dieter Stürzekarn, Rostock, www.seefunk-fx-intern.de/
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"Schiffspositionspeilung (1)": Seeleute Rostock e.V., Februar 2012
 
6. Deck & Nautik 08.03.2021 ^ Nach oben ^