Aus dem Logbuch des Barons Pützhausen
Bei wissen(schaf)tlichen Recherchen in der Deutschen Bücherhalle zu
Leipzig wurde kürzlich entdeckt, dass der Baron Pützhausen alle Märchen,
die er einst zusammenlog und -log, in sein Logbuch eingetragen hatte.
Viele seiner Schnurren sind jedoch über die Jahrhunderte den sich
wandelnden Werten der Zensur zum Opfer gefallen, so auch jene delikaten
Schwänke von der Schweißlatte im Mannloch und der kleinen Lenzpumpe
auf der Nagelbank. Aber eine hatte sich über die Zeiten erhalten:
Das Fest der Arbeitstiere
Es begab sich vor langer Zeit nahe eines kleinen Dorfes inmitten
einer idyllischen Hügellandschaft im Königreiche der Kaffee-Sachsen.
Hier trafen sich bei einem Fest der Arbeitstiere ein Eisbär und ein
Kombüsenhengst. "Na, du alter Jockel", machte sich einer der
beiden vor Wiedersehensfreude quer über's Gelände brüllenden
Vierziger in der heiteren Runde bemerkbar. "He, du fetter
Kraftsack", posaunte der andere. Der Eisbär hatte seinem Kumpan
früherer Zeiten ein großes Takelpäckchen voller Süßigkeiten
mitgebracht.
Alle in die Jahre gekommenen Teilnehmer hatten sich
herausgeputzt. Eine Messemieze mit einem langen Schwanenhals trug ein
Schanzkleid nach der neuesten Mode aus lichtem grau-blauen Webleinen,
und ein Bilgenkrebs, auch Blauer Peter genannt, hatte sich in einen
khakifarbenen Windsack aus feinstem Schiemannsgarn geworfen. Selbst der
Kombüsenhengst hatte sich mit einer karierten Wellenhose und teuren
Stevenschuhen vom Deichgraf herausgeputzt.
Durch die mit Signalflaggen geschmückte Wasserpforte trafen immer
mehr Gäste ein, die der Unterzug herangebracht hatte. Alle wurden mit
einer herzlichen Schlagpütz begrüßt. Die emsigen Festmacher hatten
sich wirklich alle Mühe gegeben. Das bunte Treiben wurde mit einem
Signal aus der Windhutze eröffnet, und die meisten begannen die
Verschlussrolle an ihrer Back aufzureißen, um sich zu stärken. Vor
allem das in Fett knusprig gebratene Kabelgatt-Filet aus der Ostsee
schmeckte lecker.
Oben im Baum hing ein großes, rundes Krähennest. Von dort schiss
ein zugeflogener schwarzer Rostocker Greif dem Eisbär genau auf seinen
Rattenteller mit dem Zimmermannsstek. Aber für Ersatz war gesorgt, ein
fettes Kielschwein drehte sich bereits über dem lodernden Festfeuer.
Als Kulturprogramm bliesen drei äußerst leicht bekleidete blutjunge
Sextanten einen flotten Flötentörn vom Lümmellager herunter. Diesem
Wohlklange lauschend hätte mancher sich gerne im Grase niedergelassen,
aber das war vom Strecktau völlig durchnässt. Plötzlich begann es im
Freiraum auch noch an zu regnen, so wie es die Schauerleute vorhergesagt
hatten, und als bei allen Besuchern die Außenhaut völlig durchnässt
war, begab sich die Gesellschaft ins Lukenzelt. Hier hatten die
Ladebaumlümmel von der real existierenden Zirkustruppe "Die
Schiffs-Ratten", kurz D.S.R. genannt, ihren großen Auftritt, als
sie sich an einer Sorgleine die Jakobsleiter bis auf den Boden der
Tatsachen herunterließen. Doch, oh Schreck, einer verhedderte sich mit
seinem Knieblech und fiel den Kofferdamm hindurch bis in den
Wellentunnel.
Wie auf solch ausgelassenen Feiern üblich, wurde ganz fürchterlich
gelenzt. Vor allem 40%iges Kielwasser aus einer Holsteiner Schnaps- und
Bierlast, das der tierischen Party angemessen den seltsamen Namen
"Schweineblattigel" trug, wurde reihum aus einem großen
Hahnepot hintergegossen. Die Beiholer wurden immer wieder losgeschickt,
um Nachschub ranzuschaffen.
Der Eisbär, der geile Wellenbock, wollte
der Messemieze, die verführerisch mit dem Achtersteven wackelte, auf
dem sie sich in großen Lettern "Rostock" hatte tätowieren
lassen, allzu gerne an den Sliphaken, aber in seiner Hosenboje war
durch den Alkohol nur noch Totholz. Am Ende kam es natürlich zum
Streit, als sich die Gäste als "doofe Kettennuss" und
"blödes Sinkgewicht" zu titulieren begannen. Vor allem der
Eisbär zeigte sich dabei von seiner besten Schlagseite.
Der Kombüsenhengst
entzog sich mit einer Musterrolle allen halben Schlägen. Mehr im
Niedergang als aufrecht gehend traf er bald darauf vor seiner
heimischen Stückpforte ein. Er war sich wie ein Klappläufer bei
seinem beschwerlichen Wechselgang vorgekommen, da halfen noch nicht mal
die Wantenspanner. Außerdem drückte es ihm ganz fürchterlich
mittschiffs. Weil er nicht gleich den Schalter für die Topplaterne
fand, wäre die Sache fast in die Plünnen gegangen. Endlich konnte er
erschöpft niedersinken. Vorsichtshalber stellte er noch das Speigatt
vor die Koje. Dann zog er sich den blau-rot-blau gestreiften Volldecker
bis über beide Ohren und schlummerte dem nächsten Morgen entgegen.
Das Fest der Arbeitstiere, es war einmal. |