Nicht nur die Liebe, nein, auch die Seefahrt
geht durch den Magen. Denn Seeluft und Seemannschaft machen hungrig! Also
hatten der Chefkoch und seine Kochsmaate, Fleischer und Bäcker (m/w) mit
ihrer Arbeit, der Zubereitung der Kost, die eigentlich wichtigste Funktion
an Bord:
Für eine
zufriedene Stimmung an Bord und somit für einen guten Zusammenhalt in der
Besatzung eines Schiffes zu sorgen!
Um das optimal bewerkstelligen zu können, stand in der Kombüse, die in
den Aufbauten eines Frachtschiffes in der Regel recht zentral und aber wegen
der ständigen Ver- und Entsorgung doch etwas exponiert angeordnet war,
vielerlei zumeist elektrisch betriebenes Gerät zur Verfügung:
- Die Lagerung der Lebensmittel erfolgte in Proviant- und Kühllasten (große Posten, Reisebedarf) im Schiffsrumpf sowie
im Kühl- und Tiefkühlschrank (Tagesbedarf)
in der Kombüse.
- Der Aufbereitung der Zutaten dienten Küchenmaschinen wie Planeten-, Rühr-
und Schlagmaschine, Kartoffelschälmaschine, Kartoffelschneider,
Fritteuse, Gemüse- und Salatwaschmaschine, Gemüseschneider, Fleischwolf,
Fleischschneider, Aufschnittschneider, Schockfroster, Saftpresse und
Eismaschine.
- Primäre Bedeutung hatte natürlich der Großkochherd für alle
Garmethoden.
- Backwerk wurde mit Bäckereigeräten wie Etagenbackofen, Gärschrank,
Teigknetmaschine, Teigausrollmaschine, Teig-, Teil- und Wirkmaschine sowie
Sahneautomat produziert. (Auf manchen Frachtschiffen
war die Bäckerei ein von der Kombüse abgetrennter Raum.)
- Der Zubereitung von Getränken dienten Kaffee- und Espressomaschine,
Trinkwasserkühler, Heiß- und Kaltgetränkespender, Vor- und
Nachmixsystem sowie Eiswürfelbereiter.
War die Mannschaft satt und zufrieden, ging es an das Aufräumen und
Abwaschen. Dafür wurden Spülmaschinen für Gläser, Geschirr, Bestecke, Töpfe
und Geräte sowie Speiserestevernichter, Abfallpresse, Glaszerkleinerer und
weitere Entsorgungssysteme genutzt.
Anschließend gab es für die Wirtschaft eine kurze Pause der Erholung und
der Tuschelei (Sie waren stets die bestinformierten
Leute an Bord!), bevor es an die Zubereitung der nächsten der drei
zumeist auf die eine oder andere Art warm zubereiteten Mahlzeiten an einem
Tag auf See ging, die einem auf damaligen DSR-Schiffen durch die "Küchenkommission"
beratenen Speiseplan folgten. Dieser umfasste auch die nachmittägliche
Reichung von Kaffee und Kuchen an Sonn- und Feiertagen sowie am Donnerstag,
dem sogenannten Seemannssonntag. (Speisepläne zeigen
wir unter "Seeleute/Foto...".)
Der Chefkoch an Bord eines Schiffes hatte also mit einem gehörigen Maß an
Weitsicht die Ware einzukaufen, die er dann auch verarbeiten musste. Er
hatte einen ausreichenden Bestand für die gesamte Reise einzuplanen. Dabei
zeigte sich schon, was er "draufhatte". Im Ausland wurde noch
Frischproviant dazu gekauft. Aber immer musste er gut vorplanen und hernach
hervorragend kochen, dann hatte er eine zufriedene und arbeitsame Besatzung.
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Anmerkung zu den Kosten für die
Besatzungsverpflegung auf den damaligen DSR-Schiffen bis 1990: Der
Verpflegungssatz pro Tag und pro Person mal Besatzungsstärke ergab den
Tagessatz für die Verpflegung der Mannschaft in DDR-Mark. Davon war
entsprechend gleicher Aufrechnung der Valuta-Anteil für Einkäufe von
Frischobst etc. im Ausland abzuziehen bzw. ab etwa 1983 extra zusätzlich zu
berechnen. Kurioserweise soll dem Chefkoch eine zünftige Grillparty günstiger
gekommen sein als ein Menü namens "Kalte Platte".
Anmerkungen zu seefahrtsbezogenen Besonderheiten für die Kombüse:
- Bei Spezialeinsätzen konnten an Bord mehrmals warme Mahlzeiten
zubereitet werden. Das wurde seitens des Kapitäns für ungewöhnliche
Ereignisse wie Tankreinigungen durch die Besatzung, schnelle Herstellung
der Ladungsbereitschaft bei Termindruck, Havarien oder bei Hilfeleistung
auf See angeordnet. Die Mehrkosten dafür wurden gesondert kontiert, also
den Ereigniskosten zugerechnet.
- Ein weiterer Fall waren Empfänge an Bord im Auftrage der DSR, der
DDR-Botschaft oder der Handelsvertretung des jeweiligen Anlauflandes. Das
galt auch für solche Veranstaltungen des Charterers oder staatlicher bzw.
UN-Behörden an Bord. Hier wurden die Arbeitszeiten und Proviant-/Getränkekosten
den Auftraggebern in Rechnung gestellt.
Eine Ausnahme stellte Kuba dar. Die hier für solche Veranstaltungen benötigen
finanziellen Mittel wurden vom DDR-Finanzministerium rückerstattet oder
von der Hauptverwaltung der DSR getragen, so dass das Schiff nicht
belastet war.
- Unabhängig von den zuvor erwähnten Situationen hatte der Kapitän die
Möglichkeit, im Interesse des reibungslosen Ablaufes des Schiffs- und
Ladungsbetriebes im Ausland Personen der Geschäftspartner, Lotsen,
Besichtiger und Angehörige der Hafenverwaltung an Bord zu bewirten. Das
galt im eingeschränkten Maßstab sogar auch für DDR-Häfen.
- Die Verpflegung an Bord von Kümos, diesen tapferen Schifflein auf der
Kleinen Fahrt mit dem 2-Wachsystem. Hier war die Beköstigung anders
organisiert, um den Arbeitsablauf an Bord zu gewährleisten. Die elf, neun
und später sogar nur sieben Mann auf den "Boizenburgern"
bekochten sich oft selbst und bereiteten sich selbst nach dem nächtlichen
Wachwechsel noch etwas Warmes zu. Allerdings galt auch für diese
Besatzungen ein vorgeschriebener Verpflegungssatz, der eingehalten werden
musste. Aber diese Seemänner halfen sich immer gegenseitig, wie es eben
in einer kleinen Familie so Usus ist.
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