Das Hospital |
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Manchmal brauchte man doch medizinische Hilfe und suchte das "Hospital" auf. | ||||||
Stand der beschriebenen
Medizintechnik (bei DSR): Allgemein Stand der abgebildeten Technik (in Rostock): 1957 ff, aktuell ausgestellt |
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Abbildung zeigt ein früheres Hospital wie zu sehen auf dem "Tradi" in Rostock (vgl. Tradi-Umbau '02). |
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Mit "Hospital" nannte man an Bord
von größeren Schiffen kurz die einen Behandlungsraum (Ambulanz) und einen
oder mehrere Patientenräume (das eigentliche Hospital) umfassende
"Krankenstation". Es waren die Räumlichkeiten, in denen durch ärztliche
und pflegerische Hilfeleistung viele Krankheiten, Leiden oder körperliche
Schäden festgestellt und geheilt oder gelindert werden konnten. Auch die
Geburtshilfe und manchmal sogar eine Sterbebegleitung gehörten zu den
Aufgaben des Schiffsarztes (bei größeren Besatzungen, über 50 Personen,
"Doc" genannt) bzw. des Zweiten Nautischen Offiziers (im
Normalfall). |
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Die Abbildung zeigt ein typisches Arrangement dieser Räumlichkeiten auf den 1966er Kühlschiffen |
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Ausrüstung: Die Krankenstationen an Bord der in der DDR errichteten Schiffe waren entsprechend einem einheitlichen Standard ausgelegt und eingerichtet. Es gab also einen standardisierten Medikamentenschrank, Behandlungsliege und medizinische Apparaturen im Behandlungsraum. Im angrenzenden Patientenraum waren meist eine oder zwei feste Kojen und eine "Schlingerkoje" (kardanisch aufgehängtes Krankenbett zur Ausgleichung der Schiffsbewegungen) sowie Patientenstuhl mit Schieber und Kleingeräte etabliert. Abhängig von der Größe des Schiffes waren im Patientenraum auch eine Badewanne und ein separates Waschbecken vorhanden, oder beides war im sogenannten Sanitärtrakt des Hospitals angeordnet. Eine Toilette war meistens in einem eigenen Raum installiert. Auf Ankaufschiffen bzw. im Ausland gebauten Schiffen waren diese Ausrüstungen meistens nicht so umfangreich. Allerdings wurden mindestens der Medikamentenschrank sowie einige medizinische Apparaturen nach der Schiffsübernahme mit solchen entsprechend dem für die DSR geltenden Standard ausgewechselt. Auf alle Fälle waren auf allen DSR-Schiffen immer Medikamente und medizinische Instrumente entsprechend der Ausrüstungsliste des MDV der DDR (Medizinischer Dienst des Verkehrswesens der DDR), gestaffelt nach dem Einsatzgebiet und der Besatzungsstärke, an Bord. Diese Listen waren abgestimmt mit der WHO Genf und lagen jeder MEDICO-Station auf der Welt vor. Auf Grund dieser Abstimmung bezeichnete die WHO-Kennzahl eines Medikamentes auch ein äquivalentes Medikament in unseren Medikamentenschränken. Diagnose- und Behandlungshilfsmittel: Es gab dafür an Bord der DSR-Schiffe den LEITFADEN FÜR DIE GESUNDHEITSPFLEGE AN BORD VON SEESCHIFFEN, in dem für jede Krankheit enthalten waren - Erkennungsmerkmale zur Diagnose der Krankheit - Behandlungs- und Therapiehinweise - Exakte Angaben zur medikamentösen Behandlung - Vorgehensweise bei notwendigen operativen Eingriffen Außerdem enthielt dieser Leitfaden auch allgemeine Hinweise zur Gewährleistung der Gesundheit der Besatzung sowie Beschreibungen der zu ergreifenden Maßnahmen bei Ausbruch von Massenkrankheiten und bei Auftreten von ansteckenden Erkrankungen. Kontrolle durch den MDV: Die Vollständigkeit der medizinischen Ausrüstungen an Bord wurde mindestens einmal jährlich von Mitarbeitern des MDV durchgeführt. Gleichzeitig erfolgte oft die Durchsicht des Krankenbuches durch den Hafenarzt mit Auswertung von an Bord durchgeführten Behandlungen inklusive Beratung der Nautiker und Hinweisgebung. Besonderheiten: Diese so gut ausgestatteten "Hospitale" boten desöfteren medizinische Hilfeleistung bei Unfällen und Krankheitsausbrüchen auf anderen bzw. kleinen Schiffen in der Ferne. Sollte die Medizintechnik oder das Wissen an Bord nicht ausgereicht haben, wurde mit dem Patienten zum nächstgelegenen Hafen mit Krankenhaus gefahren. Zuvor wurde jedoch die Möglichkeit der Ferndiagnose und -behandlung per Funk genutzt. Den Besatzungen von Küstenmotorschiffen ohne eigenes Hospital an Bord blieb nichts anderes übrig, wenn mit der Erste-Hilfe-Ausstattung (Notfallkoffer) keine Heilung oder Linderung erzielt werden konnte. |
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"Das Hospital": Seeleute Rostock e.V., Mai 2012 |
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12.03.2021 |