Über meine erste Fahrt
Am 18. Mai 1967 angeheuert auf dem MS "Heinz Kapelle".
Der damalige 2. Ing. verriet uns, dass es nach Rangoon, Burma, gehen
werde mit Luke III voller Geld. Es müssten etwa tausend Tonnen
gewesen sein und in Milliardenhöhe. Die "Kapelle" wurde
noch ein paar Tage an den Passagierkai verholt, und am 26.5.1967 hieß
es dann "Leinen los". Offensichtlich wurde wegen der
besonderen Ladung der Seeweg um Dänemark genommen und nicht wie üblich
durch den Nord-Ostsee-Kanal.
Nach etwa zwei Wochen sollte die "Kapelle" Port Said
erreicht haben, aber dazu kam es nicht mehr. Als ich zu meiner
4-8-Wache geweckt wurde, bemerkte ich, dass die Hauptmaschine
stillstand. Was war los? Wir wissen ja, dass am 6. Juni 1967
zwischen Israel und Ägypten der Krieg ausbrach. Einen Tag früher
und wir wären mitsamt dem vielen Geld im Großen Bittersee gefangen
gewesen. Also dümpelten wir einen halben Tag so dahin. Dann kam die
Order, um das Kap der Guten Hoffnung. Der Treibstoffvorrat war aber
zu knapp, also auf Kreta noch gebunkert und zwar braune Brühe. Es
war wohl das billigste Dieselöl, klar - wegen der Devisen. Die
Separatoren wurden in Betrieb genommen, und auf jeder Wache saß man
dann vier Stunden, um die Teller zu waschen. An die Besatzung ging
der Appell, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Wir hatten zwar eine
Aufbereitungsanlage, aber die war wohl nicht so leistungsfähig.
Kapstadt sahen wir nur aus der Ferne. Nach dem Kap trafen wir ein
DSR-Schiff, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann. Dabei
wurde unser 1. Ing. W. ausgetauscht gegen einen Herrn H. Manche
Namen vergisst man einfach doch nicht.
In Rangoon angekommen besetzte eine Kompanie Soldaten unser Schiff
und die Umgebung. Ich hatte in der Schule kein Englisch, also wurde
mit Händen und Füßen diskutiert. Es flogen ein paar Krähen über
dem Schiff, da reichte mir ein Soldat seinen Karabiner und wies auf
die Vögel, sollte wohl nur ein Witz sein.
Weiter ging die Fahrt nach Indonesien, um nach dem Löschen der
restlichen Ladung die Ladeluken wieder voll zu bekommen - mit dem
Innenleben von Kokosnüssen. Viel Zeit haben wir in Bitung
verbracht, mal an der Pier, mal vor Anker. Die Ladung lag ja nicht
bereit, sie wurde nur LKW-weise herangeschafft. Ein Lob an die
Schiffsführung unter Kapitän Knauf, die nicht nur hier sondern
auch in anderen Häfen Ausflüge organisierte, mit Bus (Robur) oder
auf der Ladefläche, auch Robur. Die DDR hatte in Indonesien wohl
einen Betrieb aufgebaut.
Auf der Rückreise sollte in Durban gebunkert werden, daraus wurde
aber nichts, weil die "Kapelle" in einen Sturm geriet und
ein Einlaufen nicht möglich war. Zur gleichen Zeit erreichte uns
die Nachricht vom Untergang der "Fiete Schulze". Unser
Kapitän rief die Mannschaft zusammen und erläuterte, dass uns dies
mit unserer leichten Kopraladung nicht passieren könne. In
Kapststadt wurde der Dieselvorrat ergänzt, und wir konnten uns in
diesen acht bis zehn Stunden ein wenig in der Stadt umsehen. Es war
schon komisch auf dem Bahnhof zu sehen, dass in die vorderen Waggons
nur Weiße einstiegen und in die hinteren nur Schwarze.
Unsere Ladung wurde restlos in Westeuropa gelöscht, und die
"Heinz Kapelle" kam leer in Rostock an.
Die Bilder sind von meiner zweiten Reise, und es war auch meine
letzte, denn meine damalige Freundin und jetzige Ehefrau wollte das
nicht mehr. Wir sind dieses Jahr (2011, d.
Red.) 43 Jahre verheiratet. Die Bilder waren nicht gerade in
einem guten Zustand. Es sind alles Dias, weil es die einzige Möglichkeit
war, Farbfotos zu machen.
Herbert Hübner
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