Bericht fürs Brigadetagebuch
vom Bordfest im September 2015
Zwischen den Aufstellungen unserer Ablöserbesatzung F-III MS
Pinguin/Flamingo (vgl. Fotos 1 bis 3) und der vierten Abbildung liegen
mittlerweile sagenhafte 432 Monate. Da war es ein erhabenes Gefühl, die
DSR-Flagge wieder am Mast eines ehemaligen DSR-Schiffes zu sehen. Sie war
für 46 Stunden, wie in alten Zeiten, ein treuer und sicherer Begleiter.
Doch zuvor begann selbst in diesen Tagen der Ruf an Bord mit einem
Telegramm. So hieß es endlich wieder einmal "Dienstantritt am
11.09.2015 14:00 Uhr auf Likedeeler in Schmarl". Nur hatte nicht die
Reederei Flottenbereich S/K Strohpagel unterschrieben, sondern
Organisator Frank "Harry" Glaß.
Wir waren immer so um die 24 Mann Besatzung, wobei etwa 20 Seeleute
einen gewissen Stamm bildeten. Weitere ständige Wechsel von
Besatzungsmitgliedern, welche einer gewissen "Schuldableistung"
von seiten der Reederei bei uns anmustern durften, vervollständigten die
Musterrolle.
Zu unseren DSR-Seeleutetreffen in Freiberg bzw. seit längerem in
Reinsberg haben wir schon acht ehemalige Beatzungsmitglieder begeistern
und zur Teilnahme an den vielen Treffen bewegen können, nun aber endlich
unser erstes eigenes Treffen.
Besonderer Höhepunkt war ganz einfach, dass wir mit der
"Likedeeler", einem Schwesterschiff (ex CONDOR), die Möglichkeit
hatten, wieder in unsere damals für runde sieben Jahre lang bewohnten
Kammern einziehen zu können. Hier fanden wir sogar ein liebevoll
gestaltetes Empfangspaket vor mit Hafenbräu, Piccolo, VCD und einer CD
mit mehr als 500 Bildern von unserer gemeinsamen Fahrenszeit, aber auch
mit extra aktualisierten Dokumenten - Zollschein, Anmusterung als Auszug
vom Seefahrtsbuch, Dienstauftrag für die Hafenrundfahrt, Heuerschein,
Fahrpreisermäßigung für die Heimfahrt mit der DR, damalige
Besatzungsliste, verschiedene Basarscheine in Originalgröße sowie das
Originaltelegram aus Dresden für den Dienstantritt und vieles weitere.
Alle Dokumente waren nun auf den September 2015 datiert und sogar mit
Dienstsiegel versehen!
Dieses Mal hatten wir auch alle unsere Ehefrauen mit an Bord, einen gültigen
Sichtvermerk, und weitere benötigte Papiere waren ebenfalls vorhanden,
aber …
... unser Schiff legte nicht ab ... ...
Uns wäre es auch egal gewesen, wenn es wie immer
"Rechtsherum" auf die Freundschaftslinie "Städte-Express"
Riga - Rostock gegangen wäre.
Die Freude aller Beteiligten, sich nach so langer Zeit wiedersehen zu
können, war schon während den Vorbereitungen zu spüren. Leider haben
auch aus unserer Besatzung vier Seeleute ihre letzte Reise schon antreten
müssen, aber in Gedanken waren sie zu jeder Minute mit bei unserem
Treffen. Eine eigens fürs Treffen erschienene 27-seitige Bordfestzeitung
mit Zeichnungen und entsprechenden gedichteten Mehrzeilern, welche von
einer besonderen Episode eines Jeden berichtete, brachte alle zum Lachen.
Dass wir Seeleute der DSR eine hervorragende Ausbildung vorweisen können,
zeigt ganz einfach, dass auch aus unserer Besatzung viele Fahrensleute
noch lange und auch jetzt noch in verschiedenen Deutschen Reedereien
gefragt sind. In den unterschiedlichsten Positionen, angefangen von der
Chefabteilung für Technik über Besatzungsmitglieder auf Linienschiffen,
Schlepperreedereien, Forschungsschiffen oder als Nautiker im NOK bis hin
zum Festmacher in Brunsbüttel.
Die dreitägige Reise unseres Treffens führte uns vom "Abend des
Kennenlernens" am Freitag über eine Hafenrundfahrt in den
Stadthafen, welche vom "Käpp'n Brass" extra für uns ermöglicht
wurde, bis hin zum festlichen und in der wohl berühmtesten Hafenkneipe,
der "Fischerklause" in Warnemünde, stattfindenden Abendmahl.
Danach ging es wieder auf die Likedeeler, wo der Tag, oder war es doch
schon die Nacht, das erlebnisreiche Wochenende viel zu zeitig zur Neige
ging.
Am Sonntag konnten wir dann noch mal bei einem langen Frühstücksgespräch
das Wochenende ausklingen lassen, bevor zuletzt unter viel Wehmut die
Flagge "Rotes Band auf blauen Grund mit weißer Schrift" wieder
eingeholt wurde.
Frank "Harry" Glaß, 21.
Oktober 2015 |