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www.seeleute-rostock.de/content/seaports/sasmukran/mukport.htm |
| SlR.psm [S3.F4] |
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Fährhafen Sassnitz / Port of Sassnitz
Die Fährhäfen Sassnitz und Mukran auf der schönen Insel Rügen
Der frühere Fährhafen in Sassnitz (links) und der
heutige Fährhafen Sassnitz in Mukran (rechts)
Fotos: Ansicht 1971 (links) von Reinhard Lachs,
Rostock, und zwei Luftbildaufnahmen 2002 (rechts) von
der Fährhafen Sassnitz GmbH - 2010 mit freundlicher Genehmigung der Fährhafen
Sassnitz GmbH
Die "Königslinie" und der Fährhafen
Sassnitz
Die Bedeutung der Stadt
Sassnitz auf der herrlichen Insel Rügen festigte sich gegen Ende des 19.
Jahrhunderts für den Fährbetrieb. Ab 1897 verkehrte ein Postdampfer
nach Schweden. Die 1909 eingerichtete Eisenbahnfähre, genannt "Königslinie" 1, vermied Umsteigen
und Umladen und verkürzte die Reisezeit zwischen Trelleborg in Südschweden
und Sassnitz auf etwa 3,75 h.
Der Fährbetrieb mit Schweden wurde 1948 nach erfolgter Reparatur der
alten Fähranlagen wieder aufgenommen. Jedoch waren diese dem steigenden
Verkehr bald nicht mehr gewachsen. So entstand 1958/59 der neue Fährbahnhof.
Den Verkehr bewältigten zunächst die zwei Fährschiffe der DR und der
SJ, die "Sassnitz" und die "Trelleborg". 1971 wurde
die "Stubbenkammer" in Dienst gestellt, die "Rügen"
folgte 1972 und 1977 die "Rostock". Siehe unsere Ostseefähren.
Auch der Fährbahnhof Sassnitz wurde 1977 durch den Ausbau des zweiten Fährbettes
erweitert, so dass jährlich ca. 3 Millionen Tonnen Güter zwischen
Sassnitz und Trelleborg über die Ostsee befördert werden konnten. (Text nach (3)) |
Das Jahr 1983 brachte die
Rekordleistung von 3,8 Millionen Tonnen Güter. (Text
nach (9)) |
2020, zum Aufstieg und
Niedergang des 111-jährigen Trajekts (Eisenbahnfährverbindung) zwischen
Sassnitz und Trelleborg: "Königslinie"
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Der Verein Sassnitzer Fischerei- und Hafenmuseum
e.V. fördert das gleichnamige Museum
im Sassnitzer Stadthafen, in dem die Geschichte von Sassnitz als Stadt
der Fischerei und Fischverarbeitung, des Fähr- und Bäderschiffsverkehrs
und der Seetouristik dargestellt wird. Anschaulich wird dabei auch die
Entwicklung der "Königslinie" Sassnitz-Trelleborg gezeigt. |
1 Anmerkung: Zur Entstehung
des Namens gab es unterschiedliche Auffassungen. Während die einen
meinten, er beruhe auf der Teilnahme der gekrönten Häupter Schwedens
und Deutschlands an der Eröffnung der Linie, sahen die anderen einen
Bezug zum Königsstuhl, des bekannten Kreidefelsens der Steilküste.
(nach (9)) |
Die Entstehung des Fährhafens
in Mukran
Anfang der 1980er Jahre wurde die Einrichtung einer
Eisenbahngüterfährverbindung von einem neu zu bauenden Fährhafen in
Sassnitz-Mukran nach Klaipeda in Litauen mit speziell dafür entwickelten
Fährschiffen zu einer dringenden Aufgabe der DSR gemacht. (Der damals in
der Rbd Greifswald der DR existierende Bereich Fährschifffahrt war
verantwortlich für den konventionellen Eisenbahn-Fährverkehr der DDR.)
Die Gründe für dieses Projekt gaben die damals prognostizierte Überlastung
und die steigenden Transitgebühren für die europäischen Schienenwege,
die damalige politische Situation in Polen und natürlich auch militärische
Überlegungen ab.
5,3 Millionen Tonnen Güter sollte der Fährhafen Mukran jährlich
in russischen Breitspur-Güterwagen umschlagen. Die gewaltige Investition
sollte zwei Fährbecken, zwei Molen von 1.320 und 1.020 m Länge,
einen Fährbahnhof mit 32 km Breitspurgleisen und 53 km
Normalspurgleisen sowie sechs neuartige Fähren mit je 11.700 tdw
umfassen.
Im März 1982 begann man mit der Umsetzung dieses eine höchste
Priorität genießenden, über 2,5 Milliarden Mark schweren
Projektes, bei dem zum Bau der Hafenanlagen sogar NVA-Soldaten
hinzugezogen wurden. Der Bearbeiter dieser Zeilen
kann sich noch gut an die Erzählungen seines Vaters erinnern, von dessen
Projekt in der Rechenstation Schwerin der DR, von den vielen Stunden am
ESER-Großrechner, die die Optimierung der Bahnabläufe auf dem Fährbahnhof
Mukran zum Ziel hatten.
Am 27.08.1986 wurde die erste DSR-EGF dieses Projektes in Dienst
gestellt, die "Mukran" (siehe dazu unsere
Schiffstypen-Seite EGF-321).
Sie eröffnete am 02.10.1986 die technologisch neuartige
Schifffahrtsverbindung zwischen den damaligen Ländern DDR und UdSSR. In
den Folgejahren 1987-89 kamen die Fähren "Klaipeda",
"Vilnius" und "Kaunas" der LISCO sowie die
"Greifswald" der DSR in Fahrt. Gleichzeitig gingen die
Bauarbeiten an beiden Endpunkten ihrer Vollendung entgegen.
Ein Schiffsumlauf auf der 273 sm langen Route zwischen Mukran und
dem eisfreien Klaipeda sollte 48 h betragen, der 40 h reine
Fahrtzeit und zweimal nur 4 h Hafenliegezeit verfügbar machte. Um
das zu gewährleisten, wurde die neuartige 45 m lange Zwei-Etagen-Fährbrücke
konstruiert, die in ein 200 m langes Brückendammsystem mündete. In den 240 Minuten im Hafen sind die 103 Importwaggons
zu entzurren, gleisweise (9 bis 12 Waggons je Gleis) aus dem Fährschiff
zu ziehen, zu rangieren und abzustellen, die doppelstöckige Fährbrücke
auf das jeweils zu bedienende Deck aufzulegen, 103 zu Rangiereinheiten
gekuppelte Exportwaggons bereitzustellen, an Bord zu schieben und zu
verzurren, ständig Trimmung und Krängung des Fährschiffes
auszugleichen und Fracht- und Zolldokumente zu klarieren. [Nach: (5)] |
Darstellung einer Doppelstockfährbrücke und eines Zweideckfährschiffes
(Abb. nach Sonderbriefmarkensatz
"Mukran - Klaipeda" der DDR von 1986)
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Nach dem Entladen des Oberdecks (54 Waggons)
wurde die Brücke hochgezogen, um das Lichtraumprofil für die 49 Waggons
auf dem Hauptdeck freizugeben. Nach dessen Ent- und Beladung erfolgte die
Absenkung der oderen Etage der Brücke für die Beladung des Oberdecks.
Der gesamte Prozess des Umschlags der Waggons wurde vom rechnergestützten
Leitsystem RISMU gesteuert.
Ausgerechnet im Jahre 1989 wurde das "größte
Integrationsvorhaben" zwischen der UdSSR und der DDR auf dem Gebiet
des Verkehrswesens vollendet. Im Zeitraum Januar
bis April 1989 wurden bei 402 Fahrten von den zur Zeit eingesetzten vier
Fährschiffen 37.746 Waggons befördert. Im Jahr 1989 sollen etwa 3,5
Mill. t Güter zwischen Mukran und Klaipeda tarnsportiert
werden.[Statistik aus (4)] Doch der bekannte Verlauf der
Geschichte ("Wende") mit der damit einhergegangenen Auflösung
des SW, auch bekannt als "Ostblock", ließ den Güteraustausch
zwischen den beteiligten Ländern stark einbrechen. Die Verschiffung des
russischen Militärmaterials wegen des Abzugs der Roten Armee aus
Deutschland wurde noch in Mukran vorgenommen. Danach hatte der Fährhafen
Mukran eine Neuorientierung vorzunehmen, und er vollzog dieses mit
Erfolg.
Gerne möchten wir an dieser Stelle kurz und bildhaft zitieren:
Interessantes Thema - der Hafen von Mukran. Ich kenne das noch,
als da nur ein Dorf und der Strand war. Viele Sassnitzer sind dorthin
baden gegangen, wenn sie nicht extra nach Prora fahren wollten. Außerdem
war Prora zum Teil gesperrt, erst durch die Russen und dann von der NVA.
Für die Sassnitzer ist das Verlegen des Fährhafens ein Glück. Nach der
Wende standen die Autos durch halb Sassnitz, wenn sie auf die Fähre
gewartet haben. Ist schon beachtlich - der Wandel vom Russenfährhafen
zum Hafen für die Schwedenfähre. Außerdem braucht sich der Zug nicht
mehr in Sassnitz den Berg zum Bahnhof hochquälen, was für die Lokführer
eine Tortur gewesen sein musste. Früher wurde immer eine zweite Dampflok
vorgespannt, und wenn die unter der Hauptstraße hindurchfuhren, sah man
erst mal eine Weile lang nichts. (K)
Dies ist
die Nahtstelle zwischen zwei Welten - der Eisenbahn und der Schifffahrt.
Seht hier wirklich schöne Fotos von Rügen,
- aus der Sicht von Modelleisenbahnern: "Rügen-Eindrücke"
- oder im Blick eines Eisenbahn-Vernarrten: "Rügenfahrt"
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Fährhafen Sassnitz, Abbildungen und Fotos
Im Fährhafen Sassnitz 1912 |
Sassnitz 1912, "Strandbild" |
Ansichtskarten 1912/Sammlung: F. Seibicke, Altenburg, 2010 |
Fährhafen Sassnitz um 1912
Foto: Unbenannt, Abb. auch in (1) |
Das Urheberrecht der vorstehenden drei Lichtbildwerke
(teilweise coloriert) erlischt nach § 64 UrhG 70 Jahre nach dem Tode der
Urheber, die Regelschutzfrist in der EU. Nach § 69 UrhG beginnen die
Fristen mit dem Ablauf des Kalenderjahres, in dem das für den Beginn der
Frist maßgebende Ereignis eingetreten war. Mehr: Bildrechte
. |
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Der Fährhafen Sassnitz 1965
Foto/Sammlung: HBa/ABa, 1965/2014 |
Fährschiffe "Stubbenkammer" (noch aus Göteborg!)
und "Starke" (1931-1971) in Sassnitz - Sept. 1971
Foto/Sammlung: Reinhard Lachs, Rostock, 1971 |
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Einlaufen in den Fährhafen Sassnitz 1971
Fotos (8): Reinhard Lachs, Rostock, 1971 |
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Sassnitz, Fischkutter und Fährschiff "Rügen",
ein Sommerurlaub 1972
Fotos (3): Gert Kubitza, Frankenberg/Sa. /
2022 |
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Fährschiff "Rügen" im Fährhafen
Sassnitz im Sommer 1989
Fotos (2): ABa, Hamburg 1989/2015 |
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Fischereibasis Sassnitz 1993, die beiden
26,5m-Stahlkutter "Gabi" und "Claudia" liegen bereit
zur vorgesehenen Überführung nach Indonesien (www.sassnitzer-hochseefischerei.de/suchen-und-finden.html
) |
Der Fährhafen Sassnitz 1993 - Seit 1998 verkehren
die Fährschiffe vom neuen Fährhafen Sassnitz in Mukran.
Fotos: ABa, Hamburg, aufgenommen am
4. Juli 1993 von Bord der "First Lady" (IMO 7214545) nach
Bornholm |
Und hier ein Foto von einem Konterpart:
Der neue Fähranleger in Trelleborg im Oktober 2009
mit dem Fährschiff "Skåne" (2) / IMO 6605058 / Schweden
Foto: Reinhard Lachs, Rostock
Abkürzungen,
die insbesondere auf dieser Seite verwendet wurden:
A20 Deutsche
Autobahn A20
AG Aktiengesellschaft
B96 Deutsche Bundesstraße B96
DB Deutsche Bahn AG
DDR ehem. Deutsche Demokratische Republik
DR ehem. Deutsche Reichsbahn
DSR ehem. Deutfracht/Seereederei Rostock (VEB)
EG Empfangsgebäude
EGF Eisenbahngüterfähre
ESER ehem. Einheitliches System der Elektronischen
Rechentechnik
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
h Stunde
km Kilometer
L29 Deutsche Landstraße L29
LISCO Lithuanian Shipping Company (2010: DFDS LISCO)
Lp. Liegeplatz o.a. Liegeplätze
m Meter
m/s Meter pro Sekunde
m² Quadratmeter
MV Mecklenburg-Vorpommern (deutsches
Bundesland)
NVA ehem. Nationale Volksarmee der DDR
NW Nordwest
Rbd ehem. Reichsbahndirektion
RISMU ehem. Rechnergestütztes InformationsSystem MUkran
(??)
SJ Statens Järnvägar (Schwedische
Staatsbahn)
sm Seemeile
SW ehem. Sozialistisches Weltsystem
tdw tons dead weight (Tragfähigkeit)
UdSSR ehem. Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
VEB ehem. Volkseigener Betrieb |
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Für Ergänzungen
dieses Beitrags bitte an den Webmaster wenden. Danke!
Quellen: |
(1) "Häfen
+ Schiffe", H. Neukirchen, Hinstorff Rostock, 1974
(2) "Unsere Ostseehäfen", H. Wenzel, Brockhaus Leipzig, 1977
(3) "TOURIST Wanderatlas Rügen", TOURIST VERLAG
Berlin/Leipzig, 2. Aufl. 1979
(4) "Seewirtschaft", Verlag Technik Berlin, diverse Ausgaben
198*
(5) "Marinekalender der DDR 1986", Flohr/Rosentreter, Militärverlag
Berlin, 1985
(6) "DSR", Götz/Wenzel, Köhlers Verlagsgesellschaft mbH,
Hamburg, 2004
(7) Homepage der Fährhafen Sassnitz GmbH
(8) "Wikipedia, Die freie Enzyklopädie" im Internet
(9) "Jahrbuch der Schiffahrt 85", transpress Berlin, Ausgabe
1985 |
Fotos/Grafiken: |
Jeweils
angegeben; Fotoshows mit Shadowbox, © 2007-2010 M.J.I. Jackson |
Mitwirkung: |
(A)
Alexander Scheel; (E) Eddie A. Bor; (F) Friedrich Seibicke; (K) Klaus
Wesemann; (P) Peter Zintl; (R) Reinhard Lachs |
Bearbeitung: |
ABa,
März/April 2010; ergänzt Aug. 2010; überarbeitet Dez. 2014, Aug. 2017 |
Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden für die
Bereitstellung eures genialen Materials
und besonders an die Fährhafen Sassnitz GmbH für ihre freundliche
Zustimmung!
"Fährhafen Sassnitz":
Seeleute Rostock e.V., 2010
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23.10.2022 |
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"Tradi" - Fakten |