|
www.seeleute-rostock.de/content/moreships/9-Passengers/9a-V1/Voelkerfreundschaft.htm |
| SlR.m9a [S3.F4] |
|
Passagierschiff 1960
MS "Völkerfreundschaft"
ex "Stockholm" (IV)
Reeder & Manager: DSR Rostock | Heimathafen: Rostock
|
|
|
Heimkehrend von einer ihrer zahlreichen Schwarzmeerfahrten passiert das
einstige DSR-Urlauberschiff
die Meerenge von Gibraltar. Ein Gemälde von Olaf Rahardt, Gouache, 50
x 60 cm
Sammlung: Deutsches Schiffahrtsmuseum
Bremerhaven, www.dsm.museum
Repro: Marinemaler Olaf Rahardt, Rudolstadt in Thüringen
www.marinemaler-olaf-rahardt.de
Herzlichen Dank an Olaf Rahardt für sein Bild auf unserer Webseite! |
Während der Indienststellung des MS
"Steckenpferd" (vgl. Frachter, mittel - Ankaufschiffe,
5.1.1959) kam bei Bezirks- und Staatsoberen der Gedanke auf, dass es für
die DDR nützlich wäre, auch Passagierschiffe zu betreiben, um der Bevölkerung
im Rahmen der Gewerkschaften günstige Seereisen bieten zu können.
Kurz darauf erhielt die Schiffsankaufkommission den Auftrag, ein
Passagierschiff zu beschaffen. Aus einer Reihe von Angeboten
kristallisierte sich dann die durch die Kollision mit der "Andrea
Doria" 1956 vor der nordamerikanischen Küste auch in der DDR
bekannte "Stockholm" heraus. Nach einigem Hin und Her, was
der damaligen Zeit mit ihren politischen Problemen im Handel zwischen
Ost und West geschuldet war, wurde man sich doch noch mit der SAL
(Swedish America Line) einig, und das Schiff ging am 3.1.1960 für 20
Mio Schwedische Kronen plus 1 Mio für das gesamte Inventar an die DDR.
(4)
Das Schiff diente also der Beförderung von
Passagieren im Feriendienst des FDGB (Freier Deutscher
Gewerkschaftsbund) und des DDR- Reisebüros im Bereich der Nord- und
Ostsee, zum Schwarzen Meer sowie nach der Karibischen See (Kuba). Außerdem
bestand die Möglichkeit, Stückgut sowie Kühlladung im Rahmen der
Tragfähigkeit im Bereich der großen Fahrt zu befördern. (1) / Foto re. (Ausschnitt):
Warnemünde (Historische Motive bis 1966 auf DEFA-Dias), 1966 VEB
DEFA-Kopierwerke Berlin
Zunächst führte das Schiff das FDGB-Logo am Schornstein und wurde
durch die DSR bereedert. Doch am 19.11.1963 wurde es komplett dem VEB
Deutsche Seereederei Rostock (DSR) übergeben, und deren Farben wurden
am Schornstein angebracht. (2) |
|
Seitenriss: Schiffstypenkatalog DSR Rostock, 1965
| Sammlung: R. Schneider, Halberstadt | Repro: (w) |
Interessant: Im
"Schiffstypen-Katalog, Ausgabe 1962" der DSR Rostock ist der
zwar ins Deutsche übersetzte, mit DSR-Schornstein versehene, aber noch
originale Generalplan des wie 1948 gebauten Schiffes abgebildet. Die späteren
Schiffstypenkataloge zeigen dann den obigen, dem schon vor DSR-Zeit
zweimal erweiterteten Schiff angepassten Generalplan, dies jedoch mit
der nicht mehr zutreffenden FDGB-Schornsteinmarke. |
Technische Daten: |
|
Registriernummer |
IMO 5383304 |
Schiffstyp |
Passagierschiff mit Befrachtungsmöglichkeit |
Bauwerft |
A.B. Götaverken, Göteborg, Schweden |
Baunummer |
611 |
Baujahr |
1948 |
Indienststellung DSR |
03.01.1960 |
Rufzeichen DSR -1980 / + |
DAYP / 5YDD |
Klasse (1979) |
KM Ice 4 [1]
passenger liner |
Passagiere / Besatzung |
550 / 220 Personen |
Länge über alles |
160,07 m |
Länge zwischen den Loten |
144,78 m |
Breite auf Mittelspant |
21,03 m |
Seitenhöhe bis Hauptdeck |
9,30 m
("Freiborddeck") |
Seitenhöhe bis Oberdeck |
11,47 m |
Tiefgang beladen |
7,55 m |
Dienstgeschwindigkeit |
19 kn |
Fahrtbereich |
12.240 sm |
Verdrängung |
13.351 t |
Gewicht, leer & betriebskl. |
8.576 t |
Tragfähigkeit |
4.775 tdw |
Ladefähigkeit |
2.537 t |
Vermessung |
12.442 BRT | 6.555 NRT |
Hauptmaschine |
Zwei einfachwirkende, direkt umsteuerbare
8-Zylinder-2-Takt-Dieselmotoren mit Aufladung |
Motorentyp / Hersteller |
DM 760/1300 VG-8 / Götawerken |
Leistung |
2x 5.515 kW (2x 6.000 PS) |
Drehzahl |
110 U/min |
Kraftübertragung |
Über Schraubenwellen direkt an die
Propeller |
Propeller |
Zwei vierflügelige Festpropeller aus
Bronze
D = 4,84 m; P = 6,325 m; G = ... kg |
Ruderanlage |
Ein Balanceruder mit 17,4 m² Ruderfläche
und elektrohydraulischer Rudermaschine |
Stromerzeugung |
3x Götawerken G 6; 360 PS/240
kW
2x Götawerken G 3; 180 PS/120 kW
1x "Notdiesel" Götawerken L 4; 60 PS/ 40 kW |
Bordnetz |
220 V Gleichstrom
380 V Drehstrom, erzeugt mit Fimag |
Dampferzeugung |
Ein Abgas- und zwei Hilfskessel |
Seewasserentsalzung |
durchschnittlich 25 - 50 t/d |
Stabilisatoren |
Typ Denny-Brown je 1 an Stb. und Bb. ab
1955 |
Laderäume/-luken |
I, II, IV-VI / I, II, IV-VI (= 5 / 5)
Ladeluke III wurde bereits 1955/56 mit dem Kinosaal überbaut und der
Laderaum III in jeweiliger Deckslage anderer Raumnutzung zugeführt. |
Lukenabdeckungen |
Klappdeckel (Stahl), Luken IV und V decksbündig
mit Holz belegt, in Luke VI war der Seewasserpool eingesetzt |
Laderaumkapazität |
3.020 m³ (mit Kühlraum) |
Umschlageinrichtungen |
10x 5-t-Ladebäume
10x 5-t-Ladewinden elektrisch |
Außerdienststellung DSR |
05.07.1985 |
|
MS "Völkerfreundschaft" vor Warnemünde
Foto-Schäfer, Warnemünde | Archiv: SSM,
Rostock |
Sammlung: Unsere
DSR-Seefahrt | Repro:
(w) |
Das Doppelschrauben-Fahrgastschiff war ein
Motorschiff mit mittschiffs liegender Maschine und einem Schornstein,
mit langem Mittschiffsaufbau auf vom Bug bis fast zum Heck
durchreichendem Oberdeck mit integrierter Poop. Das Schiff besaß ursprünglich
6 Laderäume mit 6 Luken. Laderaum III wurde 1955/56 in Lasten
(Geschirr, Gläser, Wäsche), Clubraum, E-Werkstatt, Luftgewehr-Schießstand
usw. umgebaut. Die Lukendeckel der Luken I und II auf dem Vorschiff
waren Klappluken aus Stahl. Um deren Rand verlief ein Süll. Die
Lukendeckel der achteren Luken IV und V waren in das Deck eingelassen
und mit Holz belegt, da sie im Passagierbereich lagen. Auch sie konnten
hochgeklappt werden. Das Seewasserschwimmbad war gleichzeitig Deckel
der darunter liegenden Luke VI und konnte u.U. von einem Kran
herausgehoben werden. Die Räume darunter wurden als Kofferraum,
Partyraum, Probenraum usw. genutzt.
Die Unterteilung des Schiffskörpers erfolgte durch 9 Querschotten in
10 Abteilungen: Vorpiek, Laderäume I und II, ehemaliger Laderaum III,
Hilfsmaschinenraum, Hauptmaschinenraum, Laderäume IV bis VI,
Achterpiek. Der Stahlschiffskörper war nach dem Querspantensystem
teils genietet, teils geschweißt ausgeführt. Die Aufbauten bestanden
aus Stahlspanten und -unterzügen mit Beplattung aus Leichtmetall.
Für die Besatzung waren diverse Ein- und Zwei-Mann-Kammern zur
Unterbringung sowie entsprechende Gemeinschaftsräume vorhanden. Die
Passagiere fanden Unterkunft in Ein- bis Vier-Mann-Kabinen, die alle
irgendwie als Außenkabinen ausgeführt waren. Den Passagieren standen
auf den Seereisen folgende Einrichtungen zur Verfügung:
- ausgedehnte Promenadenflächen
- 1 Seewasserschwimmbad an Deck (Luke VI)
- 1 Veranda mit Tischtennisfläche auf dem Brückendeck
- 1 Kinosaal für 180 Personen
- 1 Veranda-Clubraum
- 1 Veranda-Bar
- 1 Bb.-Veranda
- 1 Stb.-Veranda
- 1 Vestibül
- 1 großes Verandakaffee mit Tanzfläche
- 1 Rauchsalon mit Bar
- 1 Musikzimmer
- 1 Speisesaal für 300 Personen
- 1 Lese- und Schreibzimmer
- 1 kleines Hallenschwimmbad mit Sauna und Massageraum (Vorschiff,
C-Deck, mitschiffs)
- 1 Herren- und 1 Damenfrisiersalon
- 1 Verkaufskiosk
- 1 Bügelstube
- 1 Behandlungszimmer
- 1 moderner Operationssaal
- 1 Isolierkammer
- 1 geräumiges Hospital mit 6 Betten
- 1 Röntgenlabor
Zu Beheizungs-, Ventilations- sowie Klimatisierungssystemen sind
keine Angaben überliefert. Der Brandbekämpfung dienten die damals üblichen
Standardanlagen (Wasser, Dampf, Schaum, CO2). An
Rettungsmitteln waren 7x 80-Personen- und 1x
74-Personen-Handpropeller-Rettungsboote, 1 Motorrettungsboot mit
Funkgerät für 36 Personen, 3 Motorrettungsboote für je 50 Personen
sowie 17 Rettungsflöße für je 12 Personen vorhanden.
|
|
MS "Völkerfreundschaft" im Gegenlicht am Passagierkai Warnemünde
Am 16.05.1974 während des Auslaufens mit MS "Georg Büchner"
gesehen.
Foto, Sammlung, Repro: (w) |
Besonderheiten:
- Die "Völkerfreundschaft" wurde nicht mit Mitteln
aus der "Steckenpferd-Bewegung" bezahlt:
... Festzustellen ist jedenfalls, dass
die Valutaeinnahmen aus der Steckenpferd-Bewegung in verschiedenen Währungen
anfielen, aber nur zu einem sehr kleinen Teil in frei konvertierbaren
Devisen, die wiederum allein für den Ankauf von Schiffen verwendet
werden konnten. Das konnte und mochte damals aber niemand den
Teilnehmern der Steckenpferd-Bewegung erklären, ohne politisch
unglaubwürdig zu werden. Tatsache ist jedenfalls, dass der Ankauf
der STOCKHOLM damals aus Mitteln des normalen Außenhandels der DDR
bezahlt wurde wie auch der größte Teil der im Rahmen des
Alttonnage-Ankaufplanes von gebrauchten Schiffen. Bei der ersten
Reise der VÖLKERFREUNDSCHAFT waren jedoch unter den 550 Passagieren
eine Reihe von Mitarbeitern verschiedener Betriebe, die sich um die
Steckenpferd-Bewegung verdient gemacht hatten. Das gab der Abt.
Agitation und Propaganda des Gewerkschaftsbundes in Berlin den
Anlass, in der Öffentlichkeitsarbeit überall zu verkünden, dass
die VÖLKERFREUNDSCHAFT aus Mitteln der Steckenpferd-Bewegung gekauft
werden konnte. Dies entsprach nicht den Tatsachen, was wiederum den
Leuten in der Abt. Agitation und Propaganda nicht bekannt war.
Jahrzehntelang zog sich diese Legende durch alle einschlägigen Veröffentlichungen.
Es ist höchste Zeit, damit aufzuhören. Zitat aus (4), dazu s.a. (5).
- Die DSR-Seeleute nannten das "FDGB-Urlauberschiff" gerne
auch kurz "V1". Abgesehen vom DS
"Vorwärts" (vgl. Dampfer1),
welches schon lange außer Betrieb war, war die "Völkerfreundschaft"
das erste Schiff der jungen DSR-Flotte in Fahrt, dessen Name mit
V begann ...
- Als erstes Schiff lag die "Völkerfreundschaft" nach
einer vorsichtigen Revierfahrt am 15. Januar 1960 im noch im Bau
befindlichen Überseehafen Rostock (vgl. Seehafen Rostock).
- Am 24.02.1960 Beginn der ersten Reise unter DDR-Flagge.
- Kapitän Adolf Zinn (geb. 1911, ab 1927
Seefahrt auf Segelschiffen, ab 1932 Seefahrtschule Altona, NDL, 2.
WK, ab 1950 IHS Wustrow Lehrer, ab 1953 DSR, D. VORWÄRTS, 1954 D.
WISMAR, 1957 D. THÄLMANN-PIONIER , 1957 MS FREUNDSCHAFT, 1959
Mitfahrt MS STOCKHOLM, 1960 MS VÖLKERFREUNDSCHAFT, 1961
DSR-Inspektion, 1964 MS ERNST SCHNELLER, 1967 MS ESPENHAIN, MS THALE,
1972 MS GRÖDITZ, 1979 Ruhestand, Berater zum Buch "Über die
Meere, durch die Jahre", gest. 1982) beschrieb in eingängiger
Weise einen "Urlaub an Bord der VÖLKERFREUNDSCHAFT" auf
einer Reise von Rostock (Übersehafen) ins Schwarze Meer aus der
Sicht aller beteiligten Seiten nebst Beschreibung des Schiffs inkl.
Erklärung sowohl der Stabilisatoren als auch ansatzweise der
Klimatechnik. Gut bebildert abgedruckt im "Jahrbuch der
Schiffahrt 1962" vom Verlag transpress Berlin, 1961, auf den
Seiten 140 bis 153. Sein roter Faden war die erste Reise der VÖLKERFREUNDSCHAFT
und erweckt stets unsere seemännischen, maschinentechnischen und
wirtschaftsanhängigen Erinnerungen an Bord von DSR-Schiffen. - ABa, HH, 28.12.2021
- Im Sommer 1962 diente sie zu den VIII. Weltfestspielen der Schüler
und Studenten in Helsinki als Quartierschiff für die DDR-Delegation.
- Oktober 1962, Reise nach Kuba, plötzlich im Brennpunkt eines
Weltereignisses - der "Kuba-Krise".
- Die FDGB-Urlaubsreisen mit der "Völkerfreundschaft"
wurden von DDR-Bürgern mitunter für "Republikfluchten"
ausgenutzt.
- Auf der "Völkerfreundschaft" wurde neues Leben geboren,
geheiratet, und es passierten aber auch Seebestattungen.
- Februar 1965. "Völkerfreundschaft" als DDR-Staatsyacht
nach Ägypten unterwegs.
- Ab 1967 fuhr das Schiff zeitweise in Charter der Stena-Lines, Göteborg,
auf Routen nach Westindien, um zum internationalen Ansehen der DDR
und mit Valuta-Einnahmen zum Betriebsergebnis der DSR sowie seinem
eigenen Unterhalt beizutragen.
- Nach einer Haushaltsauflösung 2021 kam in einem Exemplar des
Buchs (4) ein
umfangreicher Satz an Reiseunterlagen zutage. Hier ein Reiseführer
und von dessen Beilage die Deckspläne der "Völkerfreundschaft"
wohl aus dem Jahre 1968, ermittelt aus dieser Einwohnerzahl von
Tallinn. Der Reiseführer als PDF im neuen
Fenster .
|
|
Reiseführer -
Beilage Deckspläne (Klicke im Schnitt ein
Deck oder eine Beschriftung an, um den entsprechenden
Urlauber-Decksplan im neuen Fenster bzw. Tab zu öffnen. Unmaßstäblich.) |
Sammlung, Fotos &
Digitalisate: Konrad Völkel, Zwickau | Bearbeitung: ABa,
Hamburg | März 2021 |
- 22.-24.09.1967. Maßgebliche Beteiligung der "Völkerfreundschaft"
an der Suchaktion nach den mit MS "Fiete Schulze" verunglückten
Seeleuten (vgl. MS
"Fiete Schulze" 1967).
- Am 11.07.1974 steuerte die "Völkerfreundschaft" zum
100. Mal Leningrad an.
- Im Frühjahr 1979 war die "Völkerfreundschaft" Drehort
für die Außenaufnahmen des DEFA-Films "Die Rache des Kapitäns
Mitchell".
- Im Vorfeld der umfangreichen Überholungs- und Reparaturarbeiten
in der MTW Wismar von November 1979 bis Dezember 1980 kam es aufgrund
starker Mängel der Maschinenanlage und erheblicher Schäden hinter
den Kammerverkleidungen zu ersten Überlegungen einer Außerdienststellung.
- Nach der Rückkehr am 24.01.1985 aus Westindien wurde das Schiff
zum Verkauf angeboten.
Gemeinsamer Flaggenwechsel
- am 01.01.1974 an den VEB Deutfracht/Seereederei Rostock
Havarien/Störfälle (als "Völkerfreundschaft"):
- 13.08.1960, Stockholm, Auslaufen, Grundberührung aufgrund
Lotsenversagens. Eingerissener Hecksteven im Unterwasserbereich und
verbogenes Ruderblatt. Gründliche und kostspielige Reparatur in
Kopenhagen bei B&W vom 22.08. bis 28.10.1960.
Dazu ergab sich in 2016 - 56 Jahre danach - eine
interessante Kommunikation mit Donald Fisher aus Edinburgh bezüglich
seines vor seiner Geburt verstorbenen Großvaters und dessen
Mitwirkung an den Stabilisatoren: Zur Schlingerdämpfung
aus Schottland
- 08.11.1965, auf Heimreise im Großen Belt bei Nebel nach
Aufstoppen doch noch Kollision mit dem mitlaufenden MS
"Burgundia", welches am Heck erhebliche Beschädigungen
erlitt.
- Verlängerte Rückreise 2/67 mit nur dem Bb.-Motor, da in Havanna
bei einer Kontrolle am Stb.-Motor ein Schaden im Bereich der
Kurbelwelle festgestellt wurde.
- 14.04.1968, Höhe Feuerschiff "Fehmarnbelt", der
U-Boot-Jäger "Najade" der Bundesmarine kollidierte mit der
"Völkerfreundschaft" beim Versuch, einen "Flüchtling"
aufzunehmen.
- 21.01.1983, wieder beim Feuerschiff "Fehmarnbelt"
kollidierte U-26 der Bundesmarine aufgrund mangelhaften Ausgucks mit
der "Völkerfreundschaft".
Und noch etwas Statistik (DSR):
Dienstjahre |
25 |
Reisen |
431
(davon DDR FDGB 249, Reisebüro 40, Sonderreisen 51; Reisebüros
Osten 14; Reisebüros Westen 78) |
Gesamtstrecke |
1.465.135 Seemeilen |
Erdumrundungen |
~ 68 |
Angelaufene Häfen |
117 |
Angelaufene Länder |
51 |
Beförderte Passagiere |
217.797 |
aus |
DDR, Schweden, Polen, Dänemark,
Finnland, Norwegen, Island, England, BRD, UdSSR, Ungarn, CSSR,
Bulgarien |
Einsatztage |
6.071 |
Werfttage |
1.491 |
Werftanteil |
24,6 % |
|
Nach Angaben in (4) |
|
|
Weitere Fotos: |
Abbildungen/Fotos/Sammlung (5): DSR-Archiv,
Rostock |
An Bord des Urlauberschiffes 1982:
Mehr Fotos im Fotorahmen nach unten. |
Fotos (2)/Sammlung: Arne Sognnes, Bergen/Norwegen | Mit freundlicher
Genehmigung 02/2015 |
|
Von Erlebnissen an Bord:
|
Die Schiffe als Nach- bzw. Abbildungen:
|
|
Zum Verbleib der "Völkerfreundschaft": |
Die Odyssee geht weiter
Ex-VÖLKERFREUNDSCHAFT in der Montego Bay
Die Odyssee der früheren VÖLKERFREUNDSCHAFT setzte sich in den
letzten Jahren fort. Am 5. Juli 1985 wurde sie am Warnemünder
Passagierkai außer Dienst gestellt. Danach musste der Schwedenbau
Tiefpunkte überwinden. Zuerst wurde sie als VOLKER nach Oslo gebracht.
1) Von dort ging es nach Southampton, wo sie ein Jahr
auflag. Dann wurde sie nach Oslo geschleppt. Dort übernahm sie als
FRIDJOF NANSEN den Einsatz als Asylantenheim.
1989 war Licht am Ende eines dunkeln Tunnels zu sehen. Sie wurde von
den Italienern erworben, denen sie 1956 eines ihrer Schiffe, die
"Andrea Doria", versenkt hatte. Im Mai brachten die neuen
Eigner das Schiff nach Genua, wo es wieder einmal auflag und dann in
der Werft "entkernt" wurde. Übrig blieben nur Platten von
der Außenhaut der VÖLKERFREUNDSCHAFT. Der Rest des Schiffes wurde
erneuert. 2) Der Sinn des Unterfangens erschließt
sich nur schwer dem Außenstehenden. Die Subventionspolitik der
italienischen Regierung ermöglichte es jedoch den Reedern des Landes,
Schrotthaufen wieder in Schiffe verwandeln zu lassen. Den Schiffbauern,
die das Projekt bearbeitet hatten, waren aber Fehler unterlaufen. Fast
wäre das Unternehmen schon im Dock schiefgegangen. Der schlanke
Schiffskörper entwickelte nicht den erforderlichen Auftrieb für die
erheblich größeren und damit auch schwereren Aufbauten. Deshalb, und
wohl auch auf Grund neuer Sicherheitsvorschriften musste der inzwischen
bei Passagierschiffen immer häufiger zu beobachtende
"Entenschwanz" angebracht werden.
Keine Passagiere für das Schiff
Die neuen Eigner und der deutsche Charterer hofften, mit dem
"qualitativ hochwertigen Vier-Sterne-Schiff" Erfolg zu haben.
540 Passagiere fanden auf dem unter dem Namen ITALIA PRIMA von
Kuba aus eingesetzten Schiff Platz. Das Konzept ging nicht auf, die
ITALIA PRIMA hatte keinen Erfolg. Neckermann Seereisen gab auf. Von
Januar bis Herbst 1998 wurde das Schiff beschäftigungslos. Dann
versuchte es Air-Maritime Seereisen aus München mit dem Veteranen. Dem
Unternehmen gelang es ebenfalls nicht, Passagiere für das Schiff zu
finden. Ab 1999 nahmen die Italiener den Kreuzfahrer in ihre eigene
Regie und probierten es mit dem Klubkonzept. Aus der ITALIA PRIMA wurde
die VALTUR PRIMA, die von Havanna aus auf Reisen ging. Auch die VALTUR
PRIMA enttäuschte ihre Besitzer. Ende 2002 beendete Valtur sein
kubanisches Abenteuer. Das Schiff wurde wieder aufgelegt. Im April 2002
erschien dann die Festival Crociere Gruppe auf der Bildfläche. Im Juli
2002 ermöglichte dieses Unternehmen dem früheren Rostocker Schiff als
CARIBE neu zu beginnen. Festival wollte sich mit dem Schiff als einzige
europäische Kreuzfahrt-Linie etablieren, die über das ganze Jahr in
der Karibik präsent ist. Als Gegenleistung für einen Kredit
italienischer Banken wurde das Schiff für drei Jahre von Festival
gechartert. Das Unternehmen wird sich anstrengen müssen, damit das
Schiff Erfolg hat. Für die neue Aufgabe wurde das Schiff ein wenig
"verschönert". Allerdings meldete Lloyds Shipping Index im
Dezember 2002, dass CARIBE immer noch in der Montego Bay auf Jamaica
lag.
NNN-Online 11.06.2003
1) Richtigstellung: MS "Völkerfreundschaft"
wurde nicht am Warnemünder Passagierkai außer Dienst gestellt,
sondern fuhr unter diesem Namen Anfang Juli 1985 in den Oslo-Fjord
(Holmenstrand), wo sie im Fjord neben einem aufgelegten Tanker
festmachte und dort außer Dienst gestellt wurde. Ralf
B., Mainaschaff, gehörte mit zur letzten Besatzung.
2) Dieser massive Umbau des bereits 1948 als STOCKHOLM in Fahrt
genommenen Schiffes erfolgte ab 1992.
|
|
Classic International Cruises
MV ATHENA - unsere ex ''V1'' wieder in Rostock!
Foto: Gerhard Franz, Rostock | Sammlung: Unsere
DSR-Seefahrt | Repro:
(w)
|
Von 2005 bis 2012 war das Schiff als ATHENA, genannt
"die schöne Italienerin", für die CIC (Classic
International Cruises) im gesegneten Einsatz. Unglücklicherweise
verstarb Ende 2012 George P. Potamianos, der großartige Eigner
der CIC, dem die Banken absolut vertrauten, dessen Familie seit 1850
mit der Epirotiki Line im Geschäft war, eines der langlebigen und
beliebtesten Schifffahrts- und Kreuzfahrt-Unternehmen, welches dann
durch die Carnival bedauerlicherweise zerschlagen wurde. Die
Carnival hat leider so viel Schaden in einer großen Industrie
angerichtet! Nun haben die Banken Probleme mit seinen Söhnen,
und prompt hat fast jedes CIC-Schiff Probleme in der einen oder anderen
Art der Arretierung. Die ATHENA lag Ende 2012 / Anfang 2013 in
Marseille fest. Nach Reuben Goossens an (w) |
Im August 2006 auf dem Nord-Ostsee-Kanal aus Richtung Schleuse Kiel als
"Athena"
Foto: Gert Kubitza, Frankenberg/Sa. | Mit freundlicher Genehmigung
10/2022 |
Fotos (2): 2010 Hartmut Jeske, Lambrechtshagen | Mit freundlicher
Genehmigung 11/2016 |
Die ATHENA wurde im Mai 2013 von der
neu gegründeten Reederei Portuscale Cruises mit Sitz in
Lissabon, Portugal, gekauft. Das Schiff wird wieder für Kreuzfahrten
eingesetzt. |
|
Portuscale Cruises
Nun AZORES - unsere ex "V1" lief ab 2013 für den Berliner
Kreuzfahrtveranstalter Ambiente.
Quelle: THB - Täglicher Hafenbericht, 04.10.2013
MS "Azores" 2014 auf Polarlichtfang:
Berichter/Foto: Peer Schmidt-Walther | Artikel: Ostsee-Zeitung,
14.04.2014
Juni 2014: Ambiente gibt auf und sagt alle Reisen ab. Wie
wird es mit dem Schiff weitergehen?
Juli 2014: CMV, Cruise & Maritime Voyages, übernimmt die
"Azores" für ihren Kernmarkt England. Dort wird sie die
"Discovery" ablösen. Die wiederum dann wohin geht? Wohl zum
Abbruch ... CMV bereederte zu der Zeit auch die "Marco Polo"
(ex "Aleksandr Pushkin", MTW) und die "Astor" (2). |
Bilder der AZORES und zuvor ATHENA
Fotos: Arne Lütkenhorst, Kiel / Mit
freundlicher Genehmigung / 8.2.2017
|
Februar 2015: Die "Azores" läuft für die
CMV, und die "Discovery" wird in Alang abgebrochen.
Frühjahr 2016: Unter dem neuen Namen "Astoria" wurden
Kreuzfahrten in Nord- und Westeuropa angeboten. Ab Mai 2016 war das
Schiff über die Sommermonate an Rivages du Monde verchartert.
Reuben schreibt: "Die prächtige
ASTORIA soll bis zu ihrer letzten Kreuzfahrt mit CMV am 18. Okt. 2020
laufen. Dabei handelt es sich um eine 13-tägige "Norwegen &
Land der Nordlichtkreuzfahrt". Sie ist seit erstaunlichen 72
Jahren im Einsatz, nachdem sie ihre Jungfernfahrt als MS STOCKHOLM
begonnen hat!"
20. Juli 2020, Cruise & Maritime Voyages (CMV) meldete Insolvenz
an. Alle Reisen abgesagt. (7)
Die weitere Zukunft des historischen Schiffes ist ungewiss. Auflieger
in Tilbury.
30. Juli 2020, TO BE SOLD AT AUCTION,
siehe QPS_bId-3049542.pdf
Im Dezember 2020 wurde das Schiff von England nach Rotterdam in den
Waalhaven verbracht:
|
2021 wurde das Schiff an eine
amerikanische Gesellschaft verkauft, die beabsichtigte, die Astoria zwischen Lissabon und
Funchal auf Madeira einzusetzen. Dazu sollte sie in Lissabon eine
umfangreiche Erneuerung erhalten.
Doch inzwischen (Stand Ende März 2022) steht
das Schiff allerdings wieder zum Verkauf.
Web: Google Maps 2022 | Screenshot: ABa, HH |
2023, am letzten Januartag ereilte uns
die Nachricht, dass das Schiff zum Abbruch in Puerto Rico gehen soll.
Hat denn kein Mensch Interesse an der Erhaltung dieses
Schifffahrtsdenkmals, dieses handlichen Yacht Cruisers? Jedoch streitet
man den Abbruch (noch) ab.
Astoria-TradeWinds.pdf - eine
kurze, markante Chronik (en) / Info, Foto: (8) |
Astoria-TradeWinds.pdf
(de) / www.seeleute-rostock.de |
|
Reuben Goossens, maritimer Historiker in Australien, verfolgt aktiv den
Verbleib auch dieses Schiffs.
Die ganze Geschichte des Schiffs (en): |
Bilder und Deckspläne (en): |
MV ATHENA (en, mit vielen Fotos): |
|
|
|
|
|
Der Rumpf des Schiffes mit der Hull-No. 611 und der
Registriernr. IMO 5383304 hält mit 75 Jahren den Status des am längsten
im Dienst gewesenen Transatlantik-Schiffs der Welt. n. Wikipedia |
|
Überblick zum Verbleib des Schiffs:
1948 "Stockholm" (IV), SWE / 1956 Kollision
mit "Andrea Doria" 100 sm vor New York / 1960 VÖLKERFREUNDSCHAFT, DDR (FDGB) / 1964
(DSR) / 1972 neu mit 12.068 BRT vermessen / 1985 als "Volker"
zum Verkauf, PAN / 1986 als "Fridtjof Nansen" in Oslo, NOR /
1989 als "Surriento" nach ITA zum Umbau durch Star Lauro
S.p.A. / 1993 als "Italia I" / 1994 als "Italia
Prima", Umbau beendet / 1997 neu mit BRZ 16.144 vermessen / 1998
Wohnschiff in Lissabon zur Expo / 1999 "Valtur Prima" / 2001
in Havanna aufgelegt / 2002 "Caribe", Nassau / 2004
"Athena", CIC (GRC) / 2013 "Azores", PSC (PRT) /
2014 CMV / 2016 "Astoria" / 10/2017 in Fahrt (Madeira, PRT,
Rufzeichen CQRV, 2.153 tdw) / 05/2019 für CMV weiterhin in Fahrt /
07/2020 CMV insolvent / 08/2020 zum Verkauf / 12/2020 nach Rotterdam /
2022 weiterhin Auflieger / 01/2023 Verkauf (zum Abbruch in Puerto
Rico?) |
|
Quellen: |
(1)
DSR-Schiffstypenkataloge, DSR, Rostock, 1962, 1965, 1979
(2) "DSR - Deutsche Seereederei Rostock", Götz/Wenzel,
Koehler Hamburg, 2004
(3) "Deutsche Reedereien - B. 23 - DSR", Verlag G. U.
Detlefsen, Bad Segeberg, 2004
(4) "Vom Urlauberschiff zum Luxusliner", Gerd Peters,
Koehler Hamburg, 2005
(5) Die neue "Voll Voraus", Seeleute Rostock e.V., Ausgabe
12/2007, S. 4/5
(6) Equasis.org - eine internationale Datenbank für die gesamte
Weltflotte
(7) CMV: ex www.cruiseandmaritime.com (Insolvenzmeldung)
(8) RBe: https://www.tradewindsnews.com/ (Verkauf zum Abbruch?)
Weitere oben angegeben |
Grafiken: |
Oben bzw. bei den
jeweiligen Abbildungen angegeben |
Fotos: |
Oben bzw. bei den
jeweiligen Fotos angegeben
Fotoshow mit Shadowbox, © 2007-2010 M.J.I. Jackson |
Webseite: |
Aus ex "Die
Odyssee geht weiter" (2003) - (w) ABa, Hamburg |
Sichtung: |
Kpt. Gerd Peters,
Rostock, 28.07.2013 |
|
Großen Dank an alle
Beteiligten für die freundliche Unterstützung! |
Wir nehmen eure
Stories und Fotos immer gerne entgegen! |
MS "Völkerfreundschaft": Seeleute Rostock e.V., 2011 ff. |
|
|
01.02.2023 |
|
|
|
|