|
www.seeleute-rostock.de/content/seaports/portstories/10dockyardtime/inwismar.htm |
| SlR.ps10 [14.F4] |
|
Peter Frei
Mit der "Halberstadt" in der Mathias-Thesen-Werft
Oder kurz: "Werftliegezeit in Wismar"
Der Bericht über euer Jahrestreffen 2011 (vgl. Von
vier Treffen 2011) war wieder sehr interessant, vor allem
weil Wismar (vgl. Seehafen Wismar) mir selbst
eine sehr gut bekannte Hafenstadt ist. So manche Story erlebten wir während
der Werftliegezeit im Seemannsclub oder bei "Muttchen"! Sehr
interessant sind auch eure Aufnahmen aus der Werft, dagegen war ja die
alte MTW eine Miniausgabe, und trotzdem muss man staunen, welch eine
Unmenge von Schiffsneubauten diese Werft verlassen hatte.
Am 16.2.1971 stieg ich auf das MS "Halberstadt" (vgl. Typ-IV),
das mir als Lückenfüller dienen sollte, bis ich ein geeignetes Schiff
für Kurzreisen fand. Der I. Ing. machte mir den Vorschlag, dass ich
mit der Storekeeper-Heuer als Assi die Werftzeit in der MTW in Wismar
und die anschließende Kurzreise nach Udevalla (Schweden) mitmachen könne.
Das bedeutete Selbstverpflegung, da ja üblicherweise während der
Werftzeiten alles auf Sparflamme lief. Gegessen wurde mittags in der
Werftkantine, und abends, sofern ich keine Wache hatte, ging es ab zum
Abendbrot in die City. Das endete manchmal noch mit einem Besuch bei
"Muttchen" in der Milchbar zu einem Drink mit einem Wässerchen
oder einem "Weißen Traum" in der bekannten Mixtur von je
einem doppelten Wodka, Zitronenlikör und Weinbrand mit Lemon oder
Vanilleeis und Milch. Ja, nach zwei Gläsern von diesem Gesöff hatte
man schon sechs Doppelte intus! Da fehlte so manch einem schon die
Orientierung, und nach jedem Glas schmeckte das Zeug besser, so dass es
schon mal passierte, dass einer abtransportiert werden musste.
Ein weiteres Highlight war der gepflegte Ausgang mit Tanz im
"Schuppen". Dort trafen sich Handelsflotte, Volksmarine und
Fischerei zu einem "gepflegten Plausch". Zu vorgerückter
Stunde wurden dann die letzten vorhandenen Schönheiten
"ausgehandelt".
Der Werftbetrieb war ziemlich eintönig, jedoch dienstlich hatte ich
immer mal die Möglichkeit, in die Produktionsabteilungen zu kommen,
was mich als Techniker sehr interessierte. Auch bei manchem Stapellauf
war ich mit dabei.
Die MTW besaß eine ähnliche Kabelkrananlage wie die Warnowwerft in
Warnemünde. Für die damaligen Verhältnisse in der Werft wurden
wirklich viele Neubauten hergestellt, um z.B. nur mal die uns
bekanntesten zu nennen:
- der erste Motorfrachter "Stralsund" 1954 (Typ-I)
- das Passagierschiff GTMS Fritz
Heckert 1959
- 6 Passagierschiffe "Iwan Franko"-Klasse 1963-72
- 6 Stückgutfrachter Typ AFRIKA
1968-71 ("Sonneberg", "Wittenberg" usw.)
- 4 Massengutschiffe OBC-III
1978 ("Weimar", "Jena" usw.)
- 3 RoRo-Schiffe RO-15
1982/83 ("Gleichberg" usw.)
- 3 Massengutschiffe OBC-V
1986 ("Hennigsdorf", "Brandenburg" und
"Riesa")
- 5 Eisenbahngüterfährschiffe 1986-89 ("Mukran" usw., EGF-321)
Zu einer anderen Zeit erlebten wir im Seemannsclub eine ziemlich
blutige Geschichte. Nachdem wir von einem langen Törn wieder zurückkamen,
sahen wir uns genötigt, erstmal eine Flasche Sekt aufzumachen. Die
Kellnerin brachte die Flasche und öffnete sie etwas unqualifiziert, so
dass der Korken wie eine Rakete in den darüberhängenden Kronleuchter
schoss. Dadurch löste sich ein Teil der Lampenschale und bohrte sich
mit Karacho mit der Spitze in den Rücken eines Seemannes, so dass
schnellstens der Rettungswagen gerufen werden musste, um in letzter
Minute zu helfen.
Was war das für ein Leben im Wismarer Hafen und in der Stadt! Leider
habe ich keine Aufnahmen von Wismar, ich weiß auch nicht warum.
|
|
Wir irgendwie auch (noch) nicht,
helfen hier aber gerne mit zwei jüngeren Fotos aus dem Stadtzentrum
aus:
Wasserkunst und Alter Schwede in der Hansestadt Wismar
Fotos: ABa, HH, Pfingsten 2009 |
Herzlichen Dank an Peter für seine Erinnerungen
an Wismar!
"Werftliegezeit in Wismar": Seeleute Rostock
e.V., Nov. 2011
|
|
29.12.2014 |
|
|
|
"Tradi" - Fakten |